10.09.2015 22:07:38
|
Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Hartz-IV-Erhöhung Weniger Druck wäre besser Hannes Koch, Berlin
Bielefeld (ots) - Dass die Hartz-IV-Leistung für arbeitslose
Bürger regelmäßig steigt, ist grundsätzlich eine gute Sache. Auch
nächstes Jahr sollen wieder ein paar Euro hinzukommen. Der Satz für
Erwachsene wird dann von 399 auf 404 Euro erhöht, bestätigte das
Bundesarbeitsministerium von Andrea Nahles (SPD). Angesichts der
guten Wirtschaftslage erscheint diese Zunahme jedoch zu mager.
Einerseits soll der Hartz-IV-Regelsatz das Existenzminimum derjenigen
gewährleisten, die keine Stelle finden oder sich nicht selbst vom
Arbeitslohn finanzieren können. Bei der Berechnung legen die Experten
unter anderem die Entwicklung der allgemeinen Lebenshaltungskosten
zugrunde. Die niedrige Inflation ist ein Grund, warum die Leistung im
kommenden Jahr nur wenig höher ausfällt. Außerdem orientiert sich die
Kalkulation am statistischen Einkaufsverhalten von Menschen mit
niedrigen Einkommen, die vor allem billige Waren erwerben. Daran üben
die Sozialverbände schon lange Kritik. Diese Art der Berechnung trage
dazu bei, die Armen in der Armut festzuhalten. Neben der Funktion der
Existenzsicherung erfüllt Hartz IV in den Augen seiner Befürworter
aber einen weiteren Zweck: Das niedrige Niveau soll gerade kein
bequemes Leben ermöglichen, sondern Druck ausüben. In diesem Sinne
lautet die ökonomische Rechtfertigung, dass der sogenannte
Lohnabstand erhalten bleibe müsse. Die Sozialleistung dürfe nicht zu
hoch ausfallen, damit auch Arbeit zu niedrigem Lohn einen materiellen
Vorteil bedeute. Sonst würden die Hartz-IV-Bezieher keinen Ansporn
verspüren, sich um bezahlte Beschäftigung zu bemühen. Selbst
angesichts dieses Arguments erscheint die geplante Hartz-IV-Erhöhung
aber zu gering. Sie beträgt etwa ein Prozent. Die gute
Wirtschaftslage würde mehr ermöglichen und erfordern. Schließlich
gilt seit 2014 der gesetzliche Mindestlohn. Damit steigt das
allgemeine Lohnniveau. Die starke Konjunktur tut ein Übriges. Wenn
die Löhne der Beschäftigten in diesem Jahr um zwei bis drei Prozent
stiegen, wäre das nicht verwunderlich. An dieser Entwicklung sollte
die Regierung auch die Hartz-IV-Empfänger teilhaben lassen.
OTS: Neue Westfälische (Bielefeld) newsroom: http://www.presseportal.de/nr/65487 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_65487.rss2
Pressekontakt: Neue Westfälische News Desk Telefon: 0521 555 271 nachrichten@neue-westfaelische.de
Der finanzen.at Ratgeber für Aktien!
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!