18.02.2015 21:02:58
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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Reiche Kirche Geld ist kein Selbstzweck CARSTEN HEIL
Bielefeld (ots) - So wird aus einer unangenehmen Sache, aus
skandalös anmutenden Umständen noch ein positives Verfahren. Die
katholische Kirche ist lernfähig. Erst die Umstände in Limburg, wo
unter Bischof Tebartz-van Elst Millionen Euro für einen neuen
Bischofssitz ausgegeben wurden, führten dazu, dass jetzt ein
Erzbistum nach dem anderen Rechenschaft über seine Reichtümer ablegt.
Selbst das zurückhaltende Erzbistum Paderborn hat angekündigt, einen
Finanzbericht vorzulegen, der den Bedingungen entspricht, unter denen
Kapitalgesellschaften arbeiten. Weitere Bistümer werden folgen. Das
ist gut. Auch der Kölner Klerus hat sich unter Kardinal Meisner lange
geziert, die Zahlen offenzulegen. Auf den ersten Blick mag der
Eindruck entstehen: Zu Recht hat man sich geziert, denn die Kirche
ist so reich, dass sie sich eigentlich schämen sollte. Dem Vorbild
ihres Stifters Jesus Christus folgt sie mit 3,3 Milliarden Euro
unterschiedlichster Rücklagen jedenfalls nicht. Der, so berichtet die
Bibel, war so arm, dass er nicht wusste, wo er sein Haupt niederlegen
konnte. Und er hat von seinen Nachfolgern verlangt, sich nicht vom
Mammon - dem Geld - beherrschen zu lassen, sondern abzugeben. An der
Stelle muss die Kirche aufpassen. Solange sie die Gewinne aus den
Rücklagen wirklich wie behauptet für Seelsorge, Hilfe und Diakonie
ausgibt und nicht für eigene Bedürfnisse, ist ihr der Besitz nicht zu
neiden. Geld ist kein Selbstzweck. Richtig eingesetzt, kann es viel
Segensreiches schaffen. Auf den zweiten Blick ist es also nicht so
einfach, sich über die hohe Summe aufzuregen. Es wäre der schlichte
Neidreflex. Und wer will bestimmen, wie viel an Mammon einem
einzelnen Bistum wirklich zusteht? Interessanter wäre ein in
Verhältnisse gesetzter Vergleich. Die Zahl der Gläubigen und die
geografische Größe in Relation zur Anzahl der Mitarbeiter und das in
Beziehung gesetzt zu den Rücklagen zum Beispiel. Wie hoch sind die
jeweiligen Pensionsrückstellungen? Das gäbe ein aufschlussreiches
Ranking. Entscheidend ist die Frage: Wie viel gibt die Kirche für
sich selbst aus?
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