22.04.2018 21:43:42

NRZ: Nahles hat die Kritiker noch lange nicht überzeugt - von MANFRED LACHNIET

Essen (ots) - Nur 66 Prozent für die GroKo, genau so viele Stimmen für Andrea Nahles. Das Wahlergebnis zeigt deutlich, dass die SPD weiterhin aus zwei Lagern besteht: Da sind die Zweidrittel, für die Zukunft irgendwie "weiter so" bedeutet. Die übrigen 33 Prozent haben mit der "GroKo" nicht viel im Sinn. Insofern ist das Resultat offen und ehrlich, die früher oft geheuchelte Parteidisziplin gilt nicht mehr viel. Das ist gut im Sinne von Demokratie und Diskussionskultur. Aber zerstörerisch, wenn die beiden Lager keine gemeinsame Basis und Sprache mehr finden sollten.

Andrea Nahles hat gestern gesagt, dass sie die SPD-Erneuerung innerhalb der Regierungskoalition erreichen will. Wie das genau funktionieren soll, muss sie erst noch beweisen. Die Aufgabe scheint kaum lösbar: Denn einerseits muss die SPD mit Horst Seehofer oder Jens Spahn Politik machen, also mit Leuten, die ihr im Grunde überhaupt nicht behagen. Gleichzeitig will die SPD den Menschen im Lande zeigen, dass sie im Herzen ganz anders ist: sozialer, friedliebender und fortschrittlicher auch noch.

Nahles wird alle Hände voll zu tun haben, wenn sie diesen Spagat schaffen will. Natürlich werden die mageren 66 Prozent sie enttäuscht haben. Aber umso deutlicher sollte das Zweidrittel-Ergebnis als Auftrag gelten: Die SPD muss zunächst mit sich ins Reine kommen, gemeinsam einen Weg für die drängenden Fragen der Zukunft finden. Und zwar so, dass es die Partei nicht zerreißt - und wir Bürger und Wähler endlich begreifen, wofür die Sozialdemokratie im Jahr 2018 steht.

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