24.08.2021 20:45:38
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Aufmerksamkeit zählt, Kommentar zum hohen Staatsdefizit von Angela
Wefers
Frankfurt (ots) - Nur die gesammelten Schulden der maroden DDR-Unternehmen haben
dem Staat seit der Wiedervereinigung Deutschlands ein noch höheres Defizit
beschert als die Coronakrise. Den zweithöchsten Wert nach 1995 meldeten die
obersten Statistiker mit fast 81 Mrd. Euro nun für die ersten sechs Monate 2021.
Die Defizitquote von 4,7 Prozent liegt spürbar über den zulässigen 3 Prozent des
Maastricht-Vertrags. Ist das der Weg zurück in den Schuldenstaat? Oder kommen
die Staatsfinanzen weitgehend von selbst wieder in die Balance, wenn die
schlimme Krise überwunden sein wird?
Viele Argumente, die das hohe Defizit relativieren, überzeugen. Die
Corona-Pandemie hat unsere Gesellschaft und Wirtschaft in eine echte
Ausnahmelage gebracht. Hier musste der Staat klotzen. Ein großer Teil des
Defizits resultiert aus Überbrückungshilfen, um Unternehmen zu stabilisieren.
Das Kurzarbeitergeld hat Arbeitsplätze gerettet und den Firmen die Fachkräfte.
Ausgleichszahlungen für Krankenhäuser, Ausgaben für Impfstoffe und für
Schutzausrüstung gehören mit zu den Staatskosten, die für die hohen Schulden
verantwortlich sind.
Diese vielfach einmaligen und krisenbedingten Ausgaben erleichtern die Rückkehr
zu einer wieder ausgewogenen Finanzpolitik. Die Steuereinnahmen ziehen bereits
an, seitdem sich die Wirtschaft wieder belebt. Absehbar ist die Zeit, in der das
Einnahmenniveau vor der Krise wieder erreicht wird. Deutschland steht auch
gemessen an anderen großen Industrieländern vergleichsweise gut da, weil es in
einer Lage mit Haushaltsüberschüssen in die Krise gerauscht und nicht so tief
gefallen ist.
Und doch ist es nicht die Zeit für Entspannung. Mit den schwindelerregend hohen
Zahlen der Neuverschuldung in der Coronakrise hat sich das Gefühl für Relationen
verändert. Der Umgang mit Ausgaben ist lockerer geworden. Die Kreditermächtigung
hatte der Bundestag in der Krise so übermäßig dimensioniert, dass der
Finanzminister nun satte 16 Mrd. Euro für den Flutkatastrophenfonds und weitere
Millionen zur Linderung der Afghanistan-Tragödie ohne Rücksprache mit dem
Parlament finanzieren kann. Enge Schuldenregeln sind auch manchen im Weg: Die
Grünen und die Linken wollen die Schuldenbremse lockern und staatliche
Investitionen aus Krediten finanzieren. Die Rückkehr zu soliden Staatsfinanzen
gelingt aber nur mit Disziplin. In der Krise hat sich die Schuldenbremse als
locker genug erwiesen. Aufmerksamkeit zählt, um die Staatsfinanzen wieder ins
Lot zu bringen.
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