04.01.2016 20:02:39
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Börsen-Zeitung: Anschnallen bitte! - Kommentar zum Kurseinbruch am
chinesischen Aktienmarkt von Norbert Hellmann
Frankfurt (ots) - So frisch zum Jahresbeginn sollt man vielleicht
mit der guten Nachricht zuerst beginnen: Chinas börsentechnische
Antwort auf die letztjährige Aktienmarktkrise, nämlich ein neues
System für die Unterbrechung oder völlige Aussetzung des Handels bei
extremen Kursbewegungen, scheint vom Start weg reibungslos zu
funktionieren. Und jetzt die weniger gute Nachricht: Die bestandene
Feuerprobe heißt nichts anderes, als das Chinas Blue Chip-Index CSI
300 am ersten Handelstag des neuen Jahres mit 7% so stark einbrach,
dass der neue Schutzmechanismus sofort ausprobiert werden musste.
So werden ungute Erinnerungen an das Börsenjahr 2015 wach, als
haarsträubende Turbulenzen und Achterbahnfahrten an Chinas
Aktienmarkt nicht nur die heimische Finanzwelt kräftig durcheinander
wirbelte, sondern erstmals auch von China ausgehende Beben an den
internationalen Finanzmärkten heraufbeschworen. Nach einer Phase
verhältnismäßiger Ruhe im Schlussquartal 2015 müssen sich die Anleger
mit Blick auf China-Perspektiven nun wieder fest anschnallen.
Schließlich hat es der Einbruch chinesischer Leitindizes am Montag
weltweit an Aktien- und Rohstoffmärkten hereinregnen lassen.
Noch gibt es nicht genügend Erfahrungswerte mit dem neuen
Unterbrechungsmechanismus (Circuit Breaker), aber es könnte sein,
dass damit wilde Ritte an Chinas Börsen noch sichtbarer werden und
noch mehr Aufregung schüren.
In der Vergangenheit, und insbesondere nach dem Einsetzen von
staatlichen Stützungsmaßnahmen nach den Crashwochen im Sommer 2015,
war es nämlich oft so, dass heftige Kurskorrekturen in der letzten
Handelsstunde wieder aufgeholt wurden. Mit dem neuen System aber muss
man befürchten, dass das Achterbahnwägelchen in der Talsohle jäh
stoppt. Dies dürfte die Anleger am Montag erst recht in Panik
gebracht, und zum "rechtzeitigen" Ausstieg veranlasst haben.
Für europäische Investoren Anleger gilt es nun, einen kühlen Kopf
zu bewahren und sich zu vergegenwärtigen, dass scharfe Einbrüche an
Chinas Aktienmärkten höchst selten etwas mit einer realen
Konjunkturbeeinträchtigung zu tun haben, die wiederum den
eigentlichen Angstfaktor für die westliche Welt abgibt. Die am Montag
von en Märkten neu zu verarbeitenden Einkaufsmanagerdaten aus China
mögen etwas enttäuscht haben, der Kurssturz zum Jahresauftakt muss
jedoch eher auf Chinas holperige Börsenmechanismen, als auf die
holperige Konjunktur zurückgeführt werden.
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