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23.07.2014 21:09:47

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Börsen-Zeitung: Anspruch und Wirklichkeit, Kommentar zur Deutschen

Bank von Sebastian Schmid

Frankfurt (ots) - Der Aktienkurs der Deutschen Bank ist am

Mittwoch abgestürzt, nachdem die harsche Kritik der New Yorker Fed am

Berichtswesen der US-Tochter des deutschen Spitzeninstituts publik

wurde. Als dann klar war, dass hier keine neuerliche Strafzahlung

droht und auch die Geschäftsberichte unverändert Bestand haben,

erholten sich die Titel wieder. Am Ende des Tages betrug das Minus

gerade noch 0,7%.

So weit ist es also offenbar schon gekommen mit der Erwartung an

die Bank, die Leistung aus Leidenschaft propagiert. Die Berichte

seien von "geringer Qualität, fehlerhaft und unzuverlässig"?

Geschenkt. Die Probleme sind seit langem bekannt, aber es sind keine

Fortschritte festzustellen? Wen juckt's. Der Anspruch an die

internationalen Großbanken scheint mittlerweile so gering, dass

schlechtes Berichtswesen, mangelhafte Risikoevaluierung und ähnliche

operative Defizite bestenfalls noch ein Schulterzucken hervorrufen,

solange nur kein neues Bußgeld ins Haus steht.

Das verwundert kaum. Spätestens seit dem 6 Mrd. Dollar teuren

"Fehler" im Londoner Chief Investment Office der lange als

Branchenvorbild gefeierten J.P. Morgan Chase ist bekannt, dass hier

wohl fast alle Institute Nachholbedarf haben. Im diesjährigen

Stresstest der Fed sind mit Banco Santander, HSBC und RBS gleich drei

von vier europäischen Instituten aus qualitativen Gründen

durchgefallen. Kritisiert wurden "signifikante Defizite" in

Berichtswesen und Risikoevaluierung - Probleme, die offenbar auch die

US-Tochter der Deutschen Bank plagen.

Zuletzt hatte das Deutsche Spitzeninstitut angekündigt, 500

Mitarbeiter für Compliance, Risiko und Technologie in den USA

einzustellen. Ob es so rechtzeitig gelingt, das Berichtswesen vor der

erstmaligen Teilnahme am Fed-Stresstest 2015 ausreichend zu

verbessern, erscheint angesichts des Mängelumfangs fraglich.

Allerdings wäre auch ein Durchfallen bei der ersten Teilnahme

schlimmstenfalls ein Image-Schaden. Den US-Töchtern der europäischen

Banken untersagte die Fed dieses Jahr lediglich Dividendenzahlungen

an ihre Muttergesellschaften. Die US-Filiale der Deutschen Bank kann

aber wohl ohnehin nichts ausschütten. Sie galt lange als chronisch

unterfinanziert und muss weiter Kapital aufbauen.

Eine Blamage ist der ganze Vorgang trotzdem. Einer Sprecherin

zufolge strebt die Deutsche Bank auch in den Vereinigten Staaten an,

die "Beste ihrer Klasse" zu sein. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

klafft bei der US-Tochter eine Lücke, die an den Grand Canyon

erinnert.

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