30.04.2014 21:28:47
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Börsen-Zeitung: Fuß in der Tür, Kommentar zu General Electric und
Alstom von Michael Flämig
Frankfurt (ots) - Die Geschichte hat alle Ingredienzen, die ein
guter Krimi braucht: Schillernde Hauptdarsteller (General Electric,
Siemens, Alstom), überraschende Wendungen (französische Regierung
greift ein, Siemens steigt in den Ring), dramatische Höhepunkte
(Alstom-Chef mit Blaulicht vom Flughafen zurückgeholt, Einmarsch
zweier Vorstandschefs im Elysée-Palast) und jede Menge Nickligkeiten
(Briefe landen fast so schnell in der Öffentlichkeit wie beim
Empfänger, Akteure verweigern sich dem Gespräch).
Doch Spannung ist kein Wert an sich. Die Beteiligten werden daran
gemessen, was der Plot am Ende für ihr Unternehmen bringt. Dabei gibt
es naturgemäß Gewinner und Verlierer. Wie ist der Stand? Das
Schlusskapitel ist nicht geschrieben, deshalb verbietet sich ein
endgültiges Urteil. Siemens wird im Mai einen genaueren Blick auf
Alstom werfen können. Sollte der Konzern ein eigenes Angebot abgeben
wollen, sind letztlich die Aktionäre gefragt. Das kann dauern.
Prima vista allerdings hat General Electric den Fuß deutlich in
die Tür gesetzt. Der Alstom-Aufsichtsrat hat die Offerte eindeutig
bevorzugt. Damit käme die Truppe um Jeff Immelt ihrem Ziel näher, den
europäischen Markt aufzumischen. Dies wäre ein großer Erfolg. Doch
welchen Preis zahlt General Electric hierfür? Fragezeichen gibt es an
zwei Stellen. Erstens scheinen die Amerikaner quantitativ draufgelegt
zu haben. Statt 9,5 Mrd. Euro werden nun 12,4 Mrd. Euro geboten -
wenngleich fehlende Informationen über die Portfolio-Abgrenzung eine
Beurteilung erschweren. Zweitens dürfte GE zu weiteren
Zugeständnissen beim Standort-Erhalt gezwungen worden sein. Siemens
ist in der Defensive. Es droht ein Heranrücken der Amerikaner im
Energiegeschäft.
Außerdem hat die öffentliche Debatte wieder jene Unruhe in den
Konzern gebracht, die Vorstandschef Joe Kaeser vor den
Strategieentscheidungen im Mai beenden wollte. Die angebotenen
Stellengarantien für Alstom werden Thema sein, wenn es an den
Arbeitsplatzabbau in der Verwaltung geht. Kaeser kann jedoch als
Gewinn verbuchen, dass General Electric der handstreichartige
Alstom-Kauf misslungen ist und Zugeständnisse fällig wurden. Zudem
signalisiert sein Agieren jenes Selbstbewusstsein, das die
Beschäftigten des Konzerns honorieren.
Und die eigentlich malade Alstom? Sie wird umworben. Es ist ein
Managementfehler ersten Ranges, dass die Unternehmensspitze nicht
mehr Kapital schlägt aus dieser komfortablen Lage. Die Zurückhaltung
im Kontakt mit Siemens läuft dem Interesse der Aktionäre diametral
entgegen.
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