11.10.2016 20:50:39
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Börsen-Zeitung: Gute und schlechte Zeiten, Kommentar zur Fondsbranche
von Jan Schrader
Frankfurt (ots) - Über viele Jahre schon stehen
Fondsgesellschaften auf der Gewinnerseite in der Finanzbranche:
Während die Zinsen immer tiefer und tiefer fielen, sanken die
Ertragsaussichten der Banken ebenso wie die Perspektiven etablierter
Sparprodukte wie Lebensversicherungen und Bausparverträge. Die
Aktienmärkte legten derweil kräftig zu und beflügelten damit auch das
Geschäft mit Investmentfonds. An einen stetig wachsenden Absatz, der
im vergangenen Jahr ein Rekordniveau erreichte, hatten sich die
hiesigen Gesellschaften fast schon gewöhnt, blieben neben Aktien und
Fonds doch kaum noch Alternativen in der Geldanlage übrig. Im
laufenden Jahr hat das unruhige Geschehen an den Börsen aber viele
Anleger verunsichert. Gerade das Neugeschäft mit Publikumsfonds hat
sich eingetrübt.
Drohen nach langer, guter Phase nun vermehrt schlechte Zeiten?
Weil die Zinsen nicht viel weiter sinken können und einer lang
anhaltenden Rally bei bereits hoch bewerteten Aktien Grenzen gesetzt
sind, werden das Fondsmanagement und der Vertrieb schwieriger.
Regulierungsvorhaben wie Mifid II und Priips, der Preisdruck durch
die zunehmende Verbreitung von ETF sowie die Digitalisierung machen
das Geschäft bekanntlich auch nicht gerade leichter.
Wenn die Branche zusammentrifft wie am heutigen Mittwoch am
zweiten Tag der Investmentfondstage der Börsen-Zeitung, sollte sie
sich daher auf ihre Stärken und auch Kernaufgaben besinnen. Die
niedrigen Zinsen haben weitgehend sichere Renten wie Staatsanleihen
und solide Unternehmensanleihen um ihre Renditeperspektive beraubt,
also bleibt die Suche nach Anlagealternativen weiter das bestimmende
Motiv in der Geldanlage. Private Anleger reagieren noch immer nervös
auf unruhige Börsen, daher sollten die Gesellschaften weiterhin
Vertriebspartner bei der Wertpapierberatung unterstützen. Darüber
hinaus muss die Branche darauf achten, trotz ausgedünnter Filialnetze
der Banken weiterhin den Weg zum Anleger zu finden. Digitale
Vertriebskanäle sollte sie da als Chance statt als Bedrohung
wahrnehmen.
Bei weiter unruhigen Märkten wird sich der ein oder andere Anleger
trotzdem fragen, wozu Investmentfonds noch gut sind. Doch eine
schwache Wertpapierkultur macht die Fondsbranche nicht überflüssig,
im Gegenteil: Möglichst viele Sparer an den Chancen von Wertpapieren
teilhaben zu lassen, das ist und bleibt die gesellschaftliche Aufgabe
der Fondsbranche. Überzeugungsarbeit ist wichtig, gerade in
schlechten Zeiten.
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