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20.07.2015 20:36:39

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Börsen-Zeitung: Intervention als Normalität, Kommentar zu Union

Investment von Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots) - Politiker und Notenbanker von Europa bis China

sind zu jeder Intervention an den Märkten bereit, selbst wenn dabei

wie im Fall der EZB das Mandat "brutal" gedehnt werden muss - so die

nüchterne und für überzeugte Marktwirtschaftler ernüchternde

Feststellung von Jens Wilhelm. Der Interventionismus werde in den

nächsten Jahren weltweit zur Normalität, prophezeit der

Portfoliomanagementchef von Union Investment. Da dürfen wir uns noch

auf einiges gefasst machen: zum Beispiel - Wilhelm legt sich

vorbehaltlos fest - auf die zeitliche und volumenmäßige Ausweitung

des zunächst bis September 2016 terminierten, 1,1 Bill. Euro schweren

Anleihekaufprogramms der EZB. Es ist nicht lange her, da dachte man

am Markt laut über einen vorzeitigen Ausstieg aus dem Programm nach.

Auch in der marktwirtschaftlichen Wolle gefärbte Assetmanager

können sich freilich mit kontemplativen Betrachtungen des neuen

Weltbildes nicht aufhalten. Sie müssen, sosehr ihnen Eingriffe von

Regierungen und Notenbanken gegen den Strich gehen mögen, die daraus

resultierenden Chancen an den Kapitalmärkten nutzen. Die

Halbjahreszahlen der genossenschaftlichen Fondsgesellschaft, darunter

das auf einen Rekordwert verdoppelte Nettoneugeschäft und ein

Höchststand auch beim verwalteten Volumen, zeigen exemplarisch, wie

es gerade aktiven Vermögensverwaltern gelingen kann, zum Beispiel die

Staatsschuldenkrise und nicht zuletzt das fragwürdige

Krisenmanagement der offiziellen Stellen zum eigenen Vorteil und zu

jenem der Anleger zu nutzen.

Eine besonders markante Ausprägung des Interventionismus ist ja

die Niedrig-, Null- und Negativzinsphase - ein Programm zur

Sparerumerziehung. Die Folge: Investmentfonds sind mehr denn je en

vogue. Der Wechsel in den Anlagepräferenzen und damit verbunden in

der Risikoneigung ist volkswirtschaftlich ebenso wie aus der

Kundenperspektive grundsätzlich durchaus zu begrüßen. Man wünschte

sich nur, dass der Prozess auf freiwilliger Basis und aus Überzeugung

vonstattenginge.

Doch so beeindruckend die aktuellen Zahlen von Union Investment

und anderer Fondshäuser sind: Wären die Assetmanager Marathonläufer,

so Union-Investment-Chef Hans Joachim Reinke, hätten sie jetzt gerade

mal das Stadion verlassen. Ein Blick in die neue Bundesbankstatistik

zur Geldvermögensbildung bestätigt diese Einschätzung: Die

Risikoaversion der privaten Haushalte bleibt hoch, das Engagement an

den Kapitalmärkten war im ersten Quartal sogar "besonders schwach".

Vielleicht müssen Regierungen und Notenbanken da mal intervenieren.

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