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01.04.2016 20:50:39

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Börsen-Zeitung: Kein Scherz! - Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots) - Zum Auftakt des vierten Monats des Jahres

geschrieben und dennoch kein Aprilscherz: Der Euro hat im ersten

Quartal gegen den Dollar um nahezu 5% aufgewertet! Welcher Analyst

hätte sich zum Jahreswechsel getraut, ausgerechnet das zu

prognostizieren. Schließlich war doch vorgezeichnet, dass sich die

geldpolitische und damit auch die Zinsschere zwischen dem Euroraum

und den Vereinigten Staaten noch weiter öffnen würde. Es kam jedoch

nicht ganz so wie erwartet. Die amerikanische Notenbank Fed hat nach

der im Dezember erfolgten Einleitung der Leitzinswende angesichts der

etwas zu unrund laufenden Weltwirtschaft beschlossen, den Druck auf

die Bremse etwas zu reduzieren. Sie ließ den zuvor als gesetzt

geltenden Märztermin für die zweite Leitzinserhöhung verstreichen,

und ihre Vertreter lassen derzeit kaum eine Gelegenheit aus, zu

betonen, dass die Fed Funds Rate nur ganz, ganz gemächlich auf ein

halbwegs normales Niveau zurückkehren wird.

1300 Euro pro Nase

Allerdings öffnet sich die geldpolitische Schere ungeachtet dessen

weiter. Denn die Fed hat lediglich die Füße stillgehalten, während

die Europäische Zentralbank (EZB) weiter unverdrossen Gas gibt, und

dies voraussichtlich weiterhin tun wird. Zum Quartalsultimo und damit

einen Tag zu früh, um dem Verdacht eines Aprilscherzes ausgesetzt zu

werden, erschien ein hochinteressantes Research-Stück der Nordea.

Darin war zu lesen, dass es sich die EZB leisten könnte, schlappe 444

Mrd. Euro bzw. 1300 Euro pro Nase aus dem Helikopter auf die

Bevölkerung des Euroraums niederschneien zu lassen, um damit die

Inflation endlich auf das gewünschte Niveau zu hieven. Wie das aber

die Erdölförderer Mitte dieses Monats in ihren Gesprächen in Doha

dazu bewegen soll, tatsächlich ihre Produktion so zu reduzieren, dass

die Teuerung auch eine Chance hat, schnell genug anzuziehen, ist

derzeit ebenso unbekannt wie die Flugrouten der Hubschrauber.

Vor rund drei Monaten wäre wohl auch ein Anlagestratege nur noch

milde belächelt worden, der prophezeit hätte, dass sich

Bundesanleihen im Auftaktquartal als eines der Assets erster Wahl

entpuppen würden. Ausgerechnet mit einer hohen Gewichtung deutscher

Staatstiteln bei gleichzeitig langer Duration wären Investoren jedoch

gut gefahren. Die zehnjährigen Bundesanleihen haben sich nämlich

wieder ihrem knapp über der Nulllinie liegenden Rekordtief aus dem

zurückliegenden Jahr angenähert. Ein Rückgang um 44 Basispunkte der

zur Jahreswende noch bei 0,60% liegenden Rendite hat den Haltern

dieser Papiere einen Gesamtertrag von rund 4,5% eingebracht, der

nicht zu verachten ist. Aktien sind dagegen der Favoritenrolle, die

ihnen noch zur Jahreswende zugedacht worden war, nicht ganz gerecht

worden. Nach dem miserabelsten Start seit rund einem halben

Jahrhundert reichte die im Februar begonnene Erholung des Dax nicht

mehr aus, um die Bilanz noch zu retten. Ein Minus von rund 7% ist das

schmachvolle Ergebnis. Wer auf die Aktie als die klar zu bevorzugende

Anlage gesetzt hat, musste sich am ersten April angesichts einer

Underperformance zu zehnjährigen Bundesanleihen von nahezu einem

Dutzend Prozentpunkten als Opfer eines Scherzes fühlen.

Fairerweise muss zugestanden werden, dass die Stichtagsbetrachtung

nicht ganz gerecht ist. Schließlich ist die Bilanz zum Quartalsultimo

ein Zufallsergebnis der starken Marktschwankungen und wurde die hohe

Volatilität von den Auguren auch völlig zutreffend vorausgesagt. Dass

der Euro den jüngsten Ausflug über 1,14 Dollar zu einer

ausgedehnteren Reise ausweiten kann und zehnjährige Bundesanleihen

performanceträchtig in den negativen Renditebereich eintauchen

werden, ist alles andere als eine ausgemachte Sache, und Aktien

können das negative Ergebnis des ersten Quartals unter Umständen

recht zügig ausbügeln. Die Herausforderungen an den Investor, die das

erste Quartal aufgezeigt hat, bedeuten auch Chancen. Wer auf dem Tief

im Februar bei 8699 Zählern den Dax gekauft hat, konnte sich Ende

März eines hohen Ertrags von 14,5% erfreuen.

Das erste Quartal hat deutlich vor Augen geführt, wie

unverzichtbar - aber eben auch potenziell profitabel - Flexibilität

derzeit für Investoren ist. Gezeigt hat dies besonders das

Schwellenländer-Problemkind Brasilien. Wer den Aktienindex Bovespa

auf seinem Tief vom 20.Januar gekauft hat, hatte zum Quartalsultimo

rund 35%, und ein in Dollar rechnender Anleger kam außerdem noch in

den Genuss eines Währungsgewinns von ca. 16%.

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