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22.09.2017 20:36:40

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Börsen-Zeitung: Keine Angst mehr vor der Fed, ein Marktkommentar von

Kai Johannsen

Frankfurt (ots) - Der frühere US-Notenbankchef Ben Bernanke hat im

Frühjahr 2013 mit einem im Grunde genommen eher unspektakulären

Halbjahresbericht vor dem US-Kongress die internationalen

Finanzmärkte kräftig durcheinandergewirbelt. Bernanke stellte den

Märkten seinerzeit erstmals den Ausstieg aus der ultralaxen

Geldpolitik - dem QE 3 - in Aussicht. Zusammengefasst erklärte

Bernanke, dass man weniger frisches Geld schaffen will, wenn der

US-Arbeitsmarkt auf einem solideren Fundament steht. Die Debatte um

das sogenannte Tapering - die allmähliche Rückführung der jahrelangen

Bondkäufe - hatte begonnen.

Die Anleiherenditen in diversen Segmenten des US-Bondmarktes

stiegen und zogen die Rentenmärkte praktisch rund um den Globus in

Mitleidenschaft. Auch die Aktienmärkte bekamen das Beben zu spüren,

schließlich hatten auch sie von dem schier endlos erscheinenden

Liquiditätszufluss der Jahre zuvor erheblich profitiert. Schnell

wurde an den Märkten erörtert, wer denn wohl zu den

Hauptleidtragenden dieses Tapering gehören würde.

Die relevanten Adressen waren auf Länderebene schnell ausgemacht.

Nicht die etablierten Staaten würden am meisten leiden, wenn in den

USA die Marktunterstützung durch die Fed-Bondkäufe wegfällt und damit

die Bondrenditen und später auch die Leitzinsen steigen. Vielmehr

würden diejenigen Staaten unter Druck geraten, die auf einem nicht

ganz so soliden finanziellen Fundament stehen, und das sind die

Schwellenländer (Emerging Markets). Denn wenn es in den USA und

später auch in anderen entwickelten Volkswirtschaften zu höheren

Renditen/Zinsen kommt, werden Anleger ihr Geld aus den Emerging

Markets abziehen und es zu den gestiegenen Sätzen in den USA und

anderswo anlegen.

Die Emerging Markets leiden unter dem Kapitalabzug, der in den

betroffenen Ländern über entsprechende Anleiheverkäufe zu höheren

Bondrenditen führt. Die Fed belastet also über einen Ausstieg aus der

unkonventionellen Geldpolitik die Emerging Markets. Diese Furcht der

Märkte wurde auch später bei der Fed sehr ernst genommen. Die Fed

wurde in Sachen Tapering und vor allen Dingen im Hinblick auf eine

erste - seinerzeit längst überfällige - Leitzinsanhebung immer

vorsichtiger. Mehrere Male wartete sie mit diesem Schritt ab, auch

unter Verweis auf die Situation in den Emerging Markets.

Jahre später gelten die Emerging Markets nicht mehr als so

anfällig für einen solchen Schritt. Die Hausaufgaben seien gemacht

worden. Zinsanhebungen machen diesen Ländern heute längst nicht mehr

so viel aus, wie das etwa vor gut vier Jahren der Fall gewesen wäre -

so die Ansicht von Analysten. Und tatsächlich: Dieser Tage hat

Bernankes Nachfolgerin an der Fed-Spitze, Janet Yellen, den Märkten

noch für dieses Jahr eine weitere Zinsanhebung in Aussicht gestellt

und für 2018 drei weitere Erhöhungen. An den Emerging Markets perlt

das ab - Angst haben sie nicht mehr vor der Fed.

Zu sehen etwa am Beispiel von Südafrika. Das mit "Baa3" bzw. "BB+"

gerade an der Grenze von Investment Grade und Speculative Grade

benotete Land brachte in der gerade abgelaufenen Woche zwei Anleihen

im Dollar. Die Renditesätze, zu denen das möglich war, sind

Hingucker. Für eine zehnjährige Anleihe zahlte Südafrika einen

Kuponzins von 4,85 Prozent. Kleiner Vergleich: Fast exakt den

gleichen Zins - nämlich knapp unter 4,80 Prozent - zahlte vor zehn

Jahren im Sommer bei Ausbruch der Subprime-Krise der Bund für die

zehnjährige Anleihelaufzeit (Sekundärmarktniveau). Der Triple-B- bzw.

Doppel-B-Staat Südafrika steht also heute mit seinen zehnjährigen

Bonds auf dem Zins-/Renditeniveau des Triple-A-Staates Deutschland

vor zehn Jahren. Für das 30 Jahre laufende Papier zahlte Südafrika

einen Kuponzins von 5,65 Prozent. Es bleibt abzuwarten, wo Südafrika

in 30 Jahren angekommen sein wird. Kühne Prognose: Wieder auf dem

Niveau des Bundes - von heute! Der Bund hat in der gerade

abgelaufenen Woche eine neue 30-jährige Anleihe am Markt

untergebracht. Sie ging zu einem Kuponzins von 1,25 Prozent

(Durchschnittsrendite: 1,27 Prozent) an die Investoren. Scheint für

Südafrika ein weiter Weg zu sein, aber das dachte so mancher vor zehn

Jahren auch schon.

Aber es ist nicht nur Südafrika, dem das steigende Leitzinsniveau

in den USA nichts ausmacht und das auch am Bondmarkt weiterhin recht

problemlos agieren kann, will heißen von einem Käuferstreik weit

entfernt ist. In der abgelaufenen Woche hat noch Argentinien

angekündigt, dass in diesem Jahr zwei weitere Bonds kommen sollen.

Nur die Währung ist noch nicht klar, das Land offenkundig schon -

trotz Fed-Zinssteigerungen.

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