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26.05.2016 20:40:41

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Börsen-Zeitung: Schluss mit der Anonymität, Kommentar zu Versicherern

von Thomas List

Frankfurt (ots) - Schade, wieder nix. Der neue Stresstest für

Versicherer, den die europäische Versicherungsaufsicht EIOPA jetzt

angekündigt hat, soll nur anonymisierte und/oder aggregierte

Ergebnisse zeigen. Damit werden wir im Dezember dieses Jahres in

puncto Transparenz auf Unternehmensebene nicht weiter sein als vor

zwei Jahren, als die Ergebnisse des vorherigen Stresstests

präsentiert wurden.

Offen erscheint, ob das Transparenzniveau von 2014 jetzt wieder

erreicht wird. Denn damals wurde immerhin veröffentlicht, wie groß

der Anteil der Gesellschaften war, die die Eigenmittelanforderungen

nach Solvency II (SCR) erreicht oder sogar deutlich überschritten

hatten, und wie viele der 30 größten Versicherer SCR nicht geschafft

hatten. Auch die Eigenkapitallücke wurde beziffert.

Der Stresstest 2016 sieht aber explizit keine (Neu-)Berechnung der

Kapitalanforderungen infolge der beiden Szenarien - andauerndes

Niedrigzinsumfeld und "Doppelschlag" aus starkem Verfall der

Assetpreise und gleichzeitig niedrigem risikofreien Zinssatz - vor.

Es gehe nicht um Bestehen oder Nichtbestehen des Tests, betont

EIOPA-Chef Gabriel Bernardino. Vielmehr sollten Risiken und

Schwachstellen der europäischen Versicherungsbranche identifiziert

werden. Offen bleibt, welcher Maßstab dabei herangezogen werden soll.

Nur mit einem solchen Maßstab - und das müssen eigentlich in

irgendeiner Form die Kapitalanforderungen nach Solvency II sein -

lässt sich beurteilen, wie stark die europäische Assekuranz gefährdet

ist. Und dann ist es natürlich auch interessant, in welchen Ländern

diese Risiken besonders groß oder klein sind und auf welche einzelnen

Gesellschaften dies zutrifft. Warum ein Geheimnis daraus machen,

welcher Versicherer für eine ja nicht unwahrscheinliche, noch lang

anhaltende Niedrigzinsphase besonders gut oder schlecht gerüstet ist?

Warum den Schleier des Nichtwissens darüber ausbreiten, wer mit

kräftigen Kursverlusten bei Aktien und Festverzinslichen oder einem

Einbruch auf den Immobilienmärkten gut oder schlecht zurechtkommt?

Die Aufsichtsbehörden wissen das (hoffentlich). Die Öffentlichkeit

soll es nicht wissen - weil es falsch interpretiert werden könnte?

Die EIOPA sollte der Öffentlichkeit eben erklären, wie die Ergebnisse

zu verstehen sind. Ein Versicherungsrun ist kaum zu befürchten. Ein

gewisser öffentlicher Druck könnte für manchen Versicherer hilfreich

sein, sein (veraltetes) Geschäftsmodell (schneller) zu ändern. Das

wollen die Aufseher doch schließlich auch.

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