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19.05.2017 20:36:40

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Börsen-Zeitung: Trump-Euphorie verfliegt, ein Marktkommentar von Kai

Johannsen

Frankfurt (ots) - So manch ein Akteur auf den internationalen

Kapitalmärkten wird in den vergangenen Tagen mit Blick auf

US-Präsident Donald Trump sicherlich Folgendes gedacht haben: "Das

war doch abzusehen - das hätte man sich doch gleich denken können."

Nach den vielen Ankündigungen, Versprechungen und Drohungen in seinem

Wahlkampf, die schon für so manch hochgezogene Augenbrauen und für

einiges Stirnrunzeln gesorgt hatten, war nicht wirklich damit zu

rechnen, dass aus Trump nach der Wahl im dann folgenden politischen

Alltag erstens eine vollkommen andere politische Figur wird und

zweitens, dass alle Ankündigungen auch tatsächlich umgesetzt werden.

Und genau das wurde nun in den ersten gut drei Monaten, seitdem

Trump offiziell in das Präsidentenamt eingeführt wurde, auch

deutlich. Von den - vorsichtig formuliert - nicht immer ganz

nachvollziehbaren Ankündigungen während des Wahlkampfes ging es zu

Entgleisungen und Fehltritten. Fast kein Tag vergeht, an dem mal

nicht über Politaffären Trumps zu berichten ist. Längst hat diese

Realität auch die Kapitalmärkte eingeholt. Aus der riesigen

Trump-Euphorie wurde durch die vielen Trump-Eskapaden eine enorme

Trump-Enttäuschung.

Aktuell gehen nur noch die wenigsten Akteure auf den

Kapitalmärkten davon aus, dass Trump seine vollmundig angekündigten

Steuersenkungs- und Investitionsprogramme durchgesetzt bekommt. Damit

sollten Konsumenten finanziell bessergestellt werden, und damit

verbunden war die Hoffnung auf mehr Konsumausgaben, die der

Wirtschaft zugute kommen. Die Investitionsprogramme - so zum Beispiel

im immer wieder genannten Infrastrukturbereich, der wahrlich ein

enormes Potenzial für Wachstum bietet, und zwar nicht nur in den USA

- sollten den Unternehmen einen Schub geben.

Stehen die Unternehmen durch Entlastungen wie Deregulierung auf

der einen Seite und Auftragsschub auf der anderen Seite besser da,

bekommt das auch der Aktienkurs zu spüren. Die Aktienmärkte

haussierten wochenlang. Boomt die Wirtschaft, steigen auch die

Preise, das heißt die Inflation springt an. Die Fed muss

gegensteuern, das heißt die Leitzinsen erhöhen. Von dem Reflation

Trade - ausgelöst durch Trump - war die Rede. Diese Trump-Euphorie

und der Reflation Trade hielten die Märkte seit der Wahl von Trump im

November 2016 in Atem. Nun - so möchte man meinen - stehen alle vor

einem Scherbenhaufen.

So könnte es durchaus sein, wird doch mittlerweile schon über ein

Amtsenthebungsverfahren für Trump gesprochen. Dass es so kommen

würde, hatte sicher der eine oder andere vermutet oder zumindest für

möglich gehalten. Dass es aber so schnell kommen würde, hatten wohl

die wenigsten angenommen.

An den Märkten hinterlassen die Politaffären Trumps - jüngst um

Russland und FBI - klare Spuren. Die Aufwärtsbewegung an den

Aktienmärkten - so auch beim deutschen Aktienmarkt - ist zumindest

mal ins Stocken gekommen. Der Dollar haussierte nach der Trump-Wahl.

Im Januar erreichte der Dollar-Index, der den Wert des Greenback

gegenüber den sechs Industrieländerwährungen Euro, Pfund, Schweizer

Franken, Yen, Schweden- und Norwegen-Krone misst, den höchsten Stand

seit 14 Jahren. Das ist mittlerweile komplett zunichtegemacht. Der

Dollar liegt auf dem Niveau von Anfang November vorigen Jahres.

Die Anleihemärkte zeigen ein ähnliches Bild, wenn auch nicht in

dem Ausmaß der US-Devise. In Erwartung einer restriktiver werdenden

Fed zogen die US-Staatsanleiherenditen über alle Laufzeiten hinweg

an. Mittlerweile haben sich die Sätze von den Hochs abgesetzt, und

zwar in Richtung Süden. Fehlt der US-Wirtschaft der Schub durch

Trump, steht die Eurozone mit ihrer Entwicklung auch gleich wieder

besser da. Nach dieser Devise scheinen die Anleger dieser Tage zu

handeln. Sie greifen bei festverzinslichen Papieren in der Eurozone

wieder beherzter zu. Die Sätze kommen auch hier wieder ins Rutschen.

Den Emittenten kommt das entgegen. Platzierungsschwierigkeiten

dürften bei Emissionen wohl weiterhin kein Thema sein. Einen

Hingucker gab es in diesem Zusammenhang in Frankreich, wobei der Sieg

von Emmanuel Macron bei den Präsidentschaftswahlen natürlich auch für

Erleichterung bei den Anlegern und damit für stärkere Investments in

Franzosen-Bonds sorgte. Für einen 30-jährigen Bond des Landes bekamen

die Schuldenmanager ein Orderbuch von sage und schreibe mehr als 31

Mrd. Euro zusammen. Das spricht eine klare Sprache. Und man sollte

sich darauf einstellen, dass Eurozonen-Anleihen auch in der nächsten

Zeit in der Gunst der Investoren weit oben stehen werden.

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Telefon: 069--2732-0

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