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08.03.2018 20:30:40

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Börsen-Zeitung: Willkommen in der Realität, Kommentar zur Europäischen

Zentralbank von Mark Schrörs

Frankfurt (ots) - Die Europäische Zentralbank (EZB) hat es getan:

Zur Überraschung vieler hat der EZB-Rat bereits am Donnerstag das

einseitige Versprechen, die Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE) im

Notfall "im Hinblick auf Umfang und/oder Dauer auszuweiten", gekippt.

Zwar gab sich EZB-Präsident Mario Draghi sogleich alle erdenkliche

Mühe, diese Entscheidung herunterzuspielen - und tatsächlich bleibt

zumindest die Option auf eine abermalige QE-Verlängerung auf dem

Tisch. Trotzdem ist das ein wichtiger Mini-Schritt auf dem Weg

Richtung Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik - der mit Blick

auf die ökonomische Lage ebenso richtig ist wie überfällig war.

Willkommen in der Realität!

Draghi bezeichnete die Entscheidung als "rückwärtsgewandt", quasi

ohne Signalwirkung. Allein die Tatsache, wie schwer sich die

Notenbanker seit dem Sommer damit getan haben, spricht aber eine

andere Sprache. Und ja, die Möglichkeit einer Verlängerung ist durch

andere Formulierungen weiter gegeben. Trotzdem war und ist der

Wegfall dieses "Easing bias", also der Neigung zur Lockerung, zu

Recht als eine Vorbedingung für ein späteres QE-Ende angesehen

worden. Entscheidend ist jetzt aber, dass der EZB-Rat auch die

nächsten Hürden aus dem Weg räumt - allen voran die direkte

Verknüpfung zwischen den QE-Nettokäufen und dem Erreichen des

2-%-Inflationsziels. Da wünscht man Draghi & Co. noch mehr Mut.

Positiv ist, dass sich der EZB-Rat auch durch alle an die Wand

gemalten Schreckgespenster nicht hat abbringen lassen - heißen sie

Protektionismus, Italien oder Marktvolatilität. Vor allem die

gestiegene Volatilität ist nach der fast schon unheimlich langen

Phase der Ruhe fast ein willkommener Weckruf gewesen, dass

Finanzmärkte keine Einbahnstraße sind. Ansonsten bleibt es bislang

dabei: Der Wirtschafts- und Inflationsausblick in Euroland

rechtfertigt längst keine Geldpolitik mehr, die expansiver ist als

auf dem Höhepunkt der Weltfinanzkrise. Zumindest solange es keine

neuen negativen Schocks gibt, sollte die EZB das QE-Experiment nach

September beenden.

Neben der sich verschlechternden Kosten-Nutzen-Bilanz, vor allem

mit Blick auf die Finanzstabilitätsrisiken, sollte die EZB auch nicht

vergessen, was sie selbst der Fiskalpolitik so gerne predigt: In

guten Zeiten gilt es, Puffer für schlechte Zeiten aufzubauen. Das

meint keine überstürzte Straffung der Geldpolitik um der Straffung

willen. Der Exit wird lange dauern und Geduld erfordern. Es geht aber

darum, das aktuelle Zeitfenster der guten wirtschaftlichen Lage nicht

leichtfertig ungenutzt zu lassen. Etwas überspitzt formuliert: Die

EZB sollte nicht so lange im Krisenmodus verharren, bis die nächste

Krise da ist.

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