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07.11.2016 20:30:39

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Börsen-Zeitung: Zeit für ein Zeichen, Kommentar zu Volkswagen von

Claus Döring

Frankfurt (ots) - Hans Dieter Pötsch ist - dem wird niemand in der

Wirtschafts- und Finanzwelt ernsthaft widersprechen - ein fähiger

Manager und eine integre Persönlichkeit. Dass es dem langjährigen

Finanzvorstand und jetzigen Aufsichtsratsvorsitzenden von Volkswagen

immer um die Sache und nicht ums eigene Ego ging und geht, ist

glaubwürdig. Er hat sich im September vorigen Jahres vom Aufsichtsrat

in den Dienst der Sache stellen lassen, nämlich der Aufklärung des

Dieselskandals und der Bewältigung seiner Folgen für den Konzern. Das

ist nicht allein Pötschs Wahrnehmung, sondern auch die vieler

Mitstreiter in- und außerhalb des Unternehmens.

Doch Pötsch muss sich fragen lassen, wie er dieser Sache künftig

noch dienen kann und ob sein Festhalten am Aufsichtsratsvorsitz nicht

am Ende für VW zum Bärendienst wird. Denn mit der Ausweitung der

staatsanwaltlichen Ermittlungen auf seine Person haben sich die

Rahmenbedingungen für die Aufarbeitung des Skandals verändert. Mit

der Strafanzeige durch die Finanzmarktaufsicht BaFin und die

Ermittlungen der Staatsanwälte ist er vom Treiber zum Getriebenen der

Aufklärung, vom Richter über Verfehlungen zum Beschuldigten geworden.

Das ist keine Semantik, sondern hat handfeste Folgen für die Arbeit

Pötschs als Aufsichtsratsvorsitzender. In vielen Fragen, die jene

Zeit betreffen, als Pötsch noch dem Vorstand angehörte, wird er

künftig befangen sein und sich nicht äußern dürfen. Gerade seine

Erfahrung als langjähriger Vorstand und das Wissen um die Vorgänge

aber waren es, weshalb Pötsch von den Großaktionären auf dem

Höhepunkte der Krise vom Vorstand an die Spitze des Aufsichtsrats

geholt wurde.

Zur Wiedererlangung des Vertrauens müsse alles auf den Tisch

kommen, sagte Pötsch jüngst im Interview der Börsen-Zeitung. Das wird

ihm künftig als Beschuldigtem nicht mehr gelingen, schon gar nicht in

der Wahrnehmung von außen. Wenn Pötsch seinem Auftrag und Ethos treu

bleiben will, sollte er ein Zeichen seines Aufklärungswillens setzen

und - ungeachtet unterschiedlicher Rechtsauffassungen von Konzern und

Finanzaufsicht - den Vorsitz im Aufsichtsrat in andere Hände legen.

Das wäre der beste Dienst, den er Volkswagen zum jetzigen Zeitpunkt

erweisen kann. Denn der Konzern braucht an der Spitze von Vorstand

und Aufsichtsrat Persönlichkeiten, deren Handlungsfähigkeit nicht

durch mögliche Verfehlungen der Vergangenheit eingeschränkt ist. Der

um einen Zukunftspakt ringende Konzern sollte nicht Gefahr laufen,

immer wieder von seiner Vergangenheit eingeholt zu werden.

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