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21.10.2022 20:30:38

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Zu wenig Ware im Angebot, Kommentar zu Snap von Karolin Rothbart

Frankfurt (ots) - Ein Live-Video vom jüngsten Absturz des Snap-Kurses wäre mit

Sicherheit viral gegangen. Um 30 Prozent ist die Aktie des Betreibers der

Foto-App nach Bekanntgabe der Quartalszahlen abgerauscht - im Vergleich zu dem,

was viele Influencer sonst so auf ihren Plattformen fabrizieren, ist das

durchaus spektakulär. Mittlerweile sind die Titel nicht einmal mehr halb so viel

Wert wie zum IPO im Jahr 2017. Damals hatte sich der Quartalsumsatz

vervierfacht. Heute, wo die Werbewelt mit den Folgen der Corona-Pandemie, dem

Krieg in der Ukraine und mit einer Inflation enormen Ausmaßes fertig werden

muss, ist Snap von diesem Tempo meilenweit entfernt. Die Erlöse stiegen zuletzt

noch um 6 Prozent. Seit dem Listing ging es nie so zäh voran.

Auch der Blick nach vorn ernüchtert. Im vierten Quartal, wo im Werbebusiness

traditionell am meisten Musik drin ist, rechnet CEO Evan Spiegel mit einer

Stagnation.

Nun ist es zwar oft nicht ratsam, ein Muster aus der Vergangenheit abzuleiten.

Dass sich aber auch diese Krise eines Tages legen wird, trauen sich Beobachter

heute schon zu sagen. Damit wird gleichsam für die digitale Werbebranche

mittelfristig weiteres Wachstum prognostiziert. Allein in den USA dürften die

Ausgaben der Vermarkter laut Insider Intelligence von 2021 bis 2025 um etwa 50

Prozent auf mehr als 300 Mrd. Dollar zunehmen. Hinzu kommt: Viele große

Werbekunden haben trotz Rezessionsängsten auch jetzt schon nicht vor, ihre

Budgets für 2023 groß zu beschneiden. Das hat eine Umfrage der World Federation

of Advertisers unter 43 Konzernen ergeben. Demnach will ein Drittel davon die

Ausgaben reduzieren, ein Drittel will sie steigern und 40 Prozent unverändert

lassen.

Das Problem ist also nicht nur der aktuell schwache Werbemarkt. Neben den

verschärften Datenschutzmaßnahmen von Apple ist es auch die starke Konkurrenz

von Tik Tok. Die Kurzvideo-App wächst rasant. Keine andere Plattform schafft es,

ihre Nutzer dermaßen lange zu fesseln: Die durchschnittliche monatliche

Verweildauer von fast 29 Stunden stellt derzeit sämtliche Rivalen in den

Schatten - einem ausgefeilten Algorithmus, der durch die kurzen Videos schnell

dazulernt, sei Dank. Und das ist es nun mal, womit die App punktet:

Aufmerksamkeit. Das ist die Ware, für die Werbetreibende zahlen. Deswegen hat

Insider Intelligence Tik Tok zuletzt auch eine Verdreifachung der Werbeumsätze

in diesem Jahr vorausgesagt - trotz Krise.

Auf Snapchat verbrachten Nutzer zuletzt 6 Stunden pro Monat. Auf Facebook waren

es 15,5. Für sie dürfte die Aufgabe damit klar sein: Das Warenangebot muss

vergrößert werden. Ob das mit erweiterter oder virtueller Realität gelingen

kann, sei mal dahingestellt.

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