ROUNDUP: Biotech-Firma Morphosys mit Gewinnrückgang - Hoffen auf lukrativen Deal

    MARTINSRIED (dpa-AFX) - Nach einem starken Vorjahr mit einer millionenschweren Sonderzahlung von Novartis hat die Biotech-Firma Morphosys (MorphoSys) das abgelaufene Geschäftsjahr mit einem Gewinnrückgang abgeschlossen. Unter dem Strich sei der Überschuss von 8,2 Millionen Euro im Vorjahr auf 1,9 Millionen Euro gesunken, teilte das im TecDax (TecDAX) notierte Biotechnologie-Unternehmen am Dienstag in Martinsried bei München mit. Morphosys-Chef Simon Moroney zeigte sich vor dem Hintergrund wichtiger Studienergebnisse und einer vollen Kriegskasse zuversichtlich für 2013.

    Die höchste Priorität für die Martinsrieder hat das Forschungsprojekt Mor103: In diesem Jahr will Morphosys den Antikörper in einem lukrativen Deal an einen finanzkräftigen Partner verkaufen. "Wir haben uns zum Ziel gesetzt, 2013 einen Partner für Mor103 zu finden", sagte Finanzvorstand Jens Holstein der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Mor103 ist das am weitesten fortgeschrittene Entwicklungsprojekt und wird derzeit zur Behandlung von Rheuma und der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose (MS) getestet. Experten trauen ihm Umsätze in Milliardenhöhe zu.

    Eine Auslizenzierung würde den Gewinn deutlich in die Höhe katapultieren. Die Hoffnung auf einen solchen Deal hat die Morphosys-Aktie seit September bereits in der Spitze auf rund 35 Euro gehievt. Am Dienstag legte das Papier nach den jüngsten Gewinnmitnahmen fast drei Prozent auf 30,11 Euro zu.

    Der aktuelle Konzernausblick blendet das mögliche Szenario aber aus und fällt daher nach Einschätzung von Analysten eher konservativ aus. 2013 erwartet Unternehmenschef Simon Moroney einen Umsatz von 48 bis 52 Millionen Euro. Steigende Forschungs- und Entwicklungskosten wegen weiterer Studien drücken zudem auf das Ergebnis. Operativ wird mit einem Verlust beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 18 bis 22 Millionen Euro gerechnet.

    2012 reduzierte sich der Konzernumsatz aus dem fortgeführten Geschäft im Vergleich zum Vorjahr um 37 Prozent auf 51,9 Millionen Euro. Morphosys hatte Anfang Januar den Geschäftsbereich AbD Serotec verkauft. Inklusive der Sparte hätten die Bayern nach eigenen Angaben den Umsatz auf rund 70 Millionen Euro gesteigert und damit die für 2012 angepeilten Erlöse in Höhe von 70 bis 75 Millionen Euro am unteren Ende der Spanne erreicht. Operativ wiesen die Bayern ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) in Höhe von 2,5 Millionen Euro aus nach 9,8 Millionen Euro im Vorjahr. Auch dies lag im Rahmen der Unternehmenserwartungen.

    Mit einer Kriegskasse von rund 180 Millionen Euro sind die Martinsrieder finanziell gut aufgestellt: "Wir halten weiterhin die Augen offen und können uns kleinere Übernahmen wie auch Beteiligungen an Unternehmen wie bei Lanthio Pharma vorstellen", sagte Holstein. Auch eine Einlizenzierung von Antikörpern wie bei Mor208 zur Behandlung von Krebs sei denkbar.

    Morphosys verdient sein Geld mit Forschungsallianzen mit Pharmakonzernen wie Novartis , Roche oder auch Boehringer Ingelheim. Kommt ein Präparat aus den Kooperationen auf den Markt, wird das Unternehmen am Umsatz beteiligt. Auch bei Erfolgen gemeinsamer Forschungsprojekte fließt Geld. Während sich die Chancen bei den meisten Biotech-Unternehmen auf ein bis zwei Produktkandidaten konzentrieren, stützt sich Morphosys auf derzeit 76 Antikörperprogramme. Davon befinden sich 20 in der klinischen Prüfung.

    Der Markt für therapeutische Antikörper ist ein Milliardengeschäft. 2012 führte der Antikörper Adalimumab, der unter dem Medikamentennamen Humira vom US-Konzern Abbott verkauft wird, die Liste der weltweit umsatzstärksten Mittel an. Alleine der weltweite Markt für Rheumamittel liegt nach Aussage Holsteins bei 15 bis 20 Milliarden US-Dollar./ep/jha/stk