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05.12.2013 21:14:58

Schwäbische Zeitung: Kommentar: Mehr Herz zum Verstand

Ravensburg (ots) - Kriegsflüchtlinge, Armutsflüchtlinge, politisch Verfolgte: Aus unterschiedlichen, aber subjektiv immer guten Gründen suchen Menschen Zuflucht im reichen, freien, sicheren Teil Europas. Dass Deutschland zu den attraktivsten Zielen zählt, liegt auf der Hand. Wen kann, wen soll, wen muss man aufnehmen? Wann ist das ominöse Boot voll? Provozierender Gedanke: Wäre dieser Papst Franziskus in Personalunion deutscher Innenminister, so ginge es nicht um 5000 syrische Flüchtlinge oder um 20 000, sondern um Hunderttausende. Franziskus würde die Weiterreise der gestrandeten Afrikaner von Lampedusa nach Berlin und München organisieren, und wer in Rumänien oder in Bulgarien Not leidet, wäre ebenfalls willkommen. Mit der Begründung hätte Franziskus keine Probleme: Hier gibt es so viel Sattheit und Reichtum, dass Teilen kein Problem sein kann.

Leider kann sich aber auch kein Papst eine gerechte Welt schnitzen. Auch keine ideale Gesellschaft. Und - das ist gar nicht zynisch gemeint - eine von purem Idealismus gespeiste Politik wäre zum Scheitern verurteilt. Sie muss auch pragmatisch sein, von Herz und Verstand gesteuert. Konkret heißt das: Es können nicht alle, die kommen wollen, aufgenommen werden, weil die Gesellschaft dann rebellieren würde. Es sollten aber die Menschen willkommen sein, die ihr nacktes Leben retten konnten, und denen zu Hause Tod und Verfolgung droht. Im Moment sind das insbesondere die vom Bürgerkrieg gequälten syrischen Flüchtlinge. Eine Armutszuwanderung aus Rumänien oder Bulgarien lässt sich dagegen kaum vermitteln.

Die Politiker werden entscheiden, wie viele syrische Flüchtlinge dieser Gesellschaft zumutbar sind. Aber eigentlich sollte die Frage von der Gesellschaft selber beantwortet werden. Kirchen, Gewerkschaften, Verbände, Vereine haben die Aufgabe, ein Klima zu schaffen, das einen sowohl vernünftigen wie humanitären Umgang mit der Zuwanderungsfrage erlaubt. Wenn zum Verstand etwas mehr Herz käme, würde das den reichen Deutschen gut anstehen.

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Pressekontakt: Schwäbische Zeitung Redaktion Telefon: 0751/2955 1500 redaktion@schwaebische-zeitung.de

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