15.09.2014 20:12:58
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Schwäbische Zeitung: Leitartikel zu ZF - Angst und Hochachtung
Ravensburg (ots) - Stefan Sommer gebührt Respekt. Dem ZF-Chef ist
es mit Unterstützung weniger Vertrauter gelungen, eine Übernahme von
weltweiter Bedeutung einzufädeln. Er schickt sich an, den
traditionsreichen Autozulieferer umzuwälzen wie es keiner seiner
Vorgänger je gewagt hätte. Wenn die Übername des US-Unternehmens TRW
gelingt, wird ZF mit einem Umsatz von 30 Milliarden Euro und knapp
140000 Mitarbeitern zum drittgrößten Zulieferer der Welt. Dieser
Konzern könnte mit VW oder Fiat auf Augenhöhe verhandeln und wäre ein
ebenbürtiger Rivale für Ausrüster wie Bosch und Conti. Die sogenannte
"industrielle Logik" ist auf Sommers Seite. TRW verfügt auf dem
Gebiet der Elektronik und Sicherheitstechnik über Fähigkeiten, die ZF
nicht hat. Die Unternehmen ergänzen einander. Trotzdem haben viele
Arbeiter in Friedrichshafen und ihre Familien Angst vor dem
Zusammenschluss mit dem US-Unternehmen TRW - und zwar zu Recht. Ihnen
spukt die misslungene Welt-AG von Daimler-Chef Jürgen Schrempp im
Kopf herum. Auch Schrempp lieferte gute Argumente, als er den
US-Autobauer Chrysler übernahm. Wenige Jahre später scheiterte er
krachend: weil die deutsche und amerikanische Kultur nicht
zusammengingen und das Management überfordert war. Viele ZFler
fürchten, dass das großherzige deutsche Stiftungsunternehmen im
Bündnis mit den börsenfixierten Amerikanern seine Seele verlieren
könnte. Sie stoßen sich daran, dass ein stets solide haushaltendes
Unternehmen bald Schulden in Milliardenhöhe zu tragen hat. Der
Zusammenschluss zweier grundverschiedener Konzerne über den Atlantik
hinweg ist ohne Zweifel mit einem Kraftakt verbunden. Sommer tut gut
daran, die Sorgen seiner Mitarbeiter ernst zu nehmen. Der ZF-Chef
muss nun beweisen, dass er nicht nur wagemutig ist, sondern auch als
Einpeitscher und Menschenfänger taugt. Geht seine Wette auf TRW
schief, so wird er zum Nachlassverwalter der ZF. Geht das Unterfangen
gut, wird ihm in Friedrichshafen ein Denkmal errichtet.
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