04.10.2016 19:42:38
|
taz-Kommentar von Silke Mertins über Gabriels Iran-Reise und seine Kanzlerqualitäten: Er kann's nicht
Gabriel sollte gleich auch noch ein Dankesschreiben an die FDP verfassen, die diese politische Verkaufsstrategie entwickelt und "kritischer Dialog" getauft hat: Mit Wirtschaftsvertretern im Schlepptau bei zahlungskräftigen Autokraten und Diktatoren Klinken putzen und an passender Stelle das Wort "Menschenrechte" fallen lassen. Fertig ist der "kritische Dialog".
Von der FDP erwartet man nichts anderes; es entspricht ihrer Programmatik und ihren Prioritäten. Aber schon von einem Sozialdemokraten, der sonst gern Waffenlieferungen geißelt, den Kampf gegen Fluchtursachen fordert und das "Spekulantentum" der Deutschen Bank anprangert.
Natürlich haben die Iraner nach Aufhebung der Sanktionen bessere Handelsbeziehungen verdient. Die Bevölkerung hat sehr gelitten. Doch ausgerechnet jetzt, wo das syrische Regime mit iranischer und russischer Rückendeckung Aleppo in Grund und Boden bombt, zum Händeschütteln nach Teheran zu fahren, ist geschmacklos.
Es beschädigt die Glaubwürdigkeit Gabriels und damit auch seine wahrscheinliche SPD-Kanzlerkandidatur. Wenn es um das Ausbalancieren von Realpolitik und demokratischen Werten geht, hat er einmal mehr bewiesen: Er kann's nicht.
OTS: taz - die tageszeitung newsroom: http://www.presseportal.de/nr/42630 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_42630.rss2
Pressekontakt: taz - die tageszeitung taz Redaktion Telefon: 030 259 02-255, -251, -250
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!