29.07.2013 19:47:58

Thüringische Landeszeitung: Der Zerbrechliche

Weimar (ots) - Wenn Politiker aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten, ist das meistens eine Lüge, um die wahren Gründe zu vertuschen. Bei Matthias Platzeck ist das anders. Nach seinem Schlaganfall und vielen vorangegangenen Krankheiten kann es keinen Zweifel daran geben, dass es der Körper ist, der den Politiker ausbremst, der einst die Chance hatte, Kanzler zu werden.

Aber schon damals, als er für nur 147 Tage Vormann der SPD war, wirkte der beliebte brandenburgische Ministerpräsident nicht wie ein robuster, ruchloser Vollblutpolitiker, sondern wie ein Zerbrechlicher, der mit seinen Kräften haushalten musste und deshalb lieber versöhnte als wahllos gegen die politische Konkurrenz zu holzen. Das machte ihn sympathisch, aber auch durchsetzungsschwach. Vor allem in seiner eigenen "Partei.

Die Brandenburger nahmen ihm nicht übel, als er sich schnell wieder aus der intriganten Bundespolitik verabschiedete. Doch allmählich verließ Platzeck die politische Fortune. Besonders die Koalition mit den (diktaturbelasteten) Linken verärgert und verwundert selbst alte Weggefährten. Die Brandenburger Politik dümpelt ehrgeizlos dahin.

Schlagzeilen macht vor allem das Desaster des Berliner Flughafens, an dessen Überwindung Platzeck sein Schicksal als Landesvater gekoppelt hatte. Wohl wieder in Überschätzung seiner Kräfte. Die Schmach, mit dem BER endgültig zu scheitern, bleibt ihm nun erspart. Die Krankheit ließ ihm keine Chance, das fast Unmögliche in Angriff zu nehmen. Dass Platzeck die Signale seines Körpers nicht ignoriert, verdient Respekt.

Von Bernd Hilder

Originaltext: Thüringische Landeszeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/110133 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_110133.rss2

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