07.04.2010 14:06:12
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UPDATE: Daimler und Renault-Nissan besiegeln Allianz
(NEU: Mehr Zetsche, Ghosn, Details, Analysten)
Von Katharina Becker Dow Jones NEWSWIRES BRÜSSEL (Dow Jones)--Trotz zahlreicher gescheiterter Partnerschaften - wie einst mit dem US-Autohersteller Chrysler oder der japanischen Mitsubishi - will es Daimler nochmal versuchen. Gemeinsam mit der französischen Renault und deren japanischem Partner Nissan wollen die Stuttgarter profitabel Kleinwagen bauen. Im Gegenzug soll Renault von Daimlers Motorenkompetenz profitieren. Um die Verbindung symbolisch zu untermauern, beteiligen sich die Autokonzerne mit jeweils 3,1% aneinander, wie beide Konzerne am Mittwoch auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Brüssel erklärten.
Dieses Mal sei die Partnerschaft keine Heirat, betonte Daimlers Vorstandsvorsitzender Dieter Zetsche in Anspielung auf die 1998 als "Hochzeit im Himmel" gepriesene Fusion mit Chrysler, die 2007 in einer teuren Scheidung endete. Renault-Nissan und Daimler wollten vielmehr langfristig in bestimmten Bereichen zusammenarbeiten.
Daimler kann vor allem bei Kleinwagen Hilfe gebrauchen. Während die Schwaben mit ihren teuren Luxusmodellen gutes Geld verdienen, machten sie in der Vergangenheit beim Stadtflitzer Smart Milliardenverluste. "Wir mussten aktiv werden bei kleineren Fahrzeugen und Motoren", räumte Zetsche ein. Die Nachfolger des Zweisitzers, ein neuer Smart-Viersitzer und die nächste Generation des Renault Twingo sollen nun auf einer gemeinsamen Plattform entstehen. Alle Modelle sollen ab 2013 verfügbar sein und von Beginn an auch als Elektroautos zu haben sein, erklärten beide Konzerne.
Darüber hinaus will Daimler von Renault-Nissan künftig Motoren für seine kleineren Modelle beziehen, was die Auslastung bei dem französisch-japanischen Partner erhöht. Im Gegenzug soll Daimler große Benzin- und Dieselmotoren für Nissans Luxusmarke Infiniti liefern. Die Stuttgarter wollen zudem ab 2012 einen neuen Kleintransporter auf Basis des Stadtlieferwagens von Renault entwickeln. Weitere Felder der Zusammenarbeit wie regionale Kooperationen in den USA, China und Japan oder die kostensparende gemeinsame Entwicklung von Elektroautos oder Batterien seien denkbar, betonten beide Konzerne. Daimler und Renault-Nissan blieben aber offen für Kooperationen auch mit anderen Partnern, betonten beide.
In den vergangenen Jahren war der Druck auf Autobauer durch stetig steigende Forschungs- und Entwicklungskosten sowie immer kürzere Entwicklungszeiträume enorm gestiegen. Viele Hersteller flüchteten sich daher in Kooperationen und Zusammenschlüsse, um Kosten zu sparen. Von der nun vereinbarten Allianz erhoffen sich Daimler und Renault-Nissan durch gemeinsamen Einkauf, geringere Entwicklungskosten für neue Modelle sowie eine höhere Auslastung der Werke jeweils Kostenvorteile von rund 2 Mrd EUR in den kommenden fünf Jahren, sagte Zetsche und sein Counterpart bei Renault-Nissan, Carlos Ghosn.
Daimler habe aus der gescheiterten Ehe mit Chrysler gelernt, sagte Zetsche, der einst auch den Detroiter Konzern führte. Daimler und Chrysler hätten damals erst fusionieren wollen, bevor sie sich Gedanken um die mögliche Zusammenarbeit gemacht hätten, sagte Zetsche. In den Gesprächen mit Renault-Nissan seien zunächst die gemeinsamen Projekte festgezurrt worden. Das sei ein "völlig anders Konzept", sagte Zetsche. Eine Fusion habe von Anfang an nicht zur Debatte gestanden, ergänzte Ghosn. Es sei derzeit auch nicht geplant, die auf fünf Jahre festgeschriebene wechselseitige Beteiligung zu erhöhen, sagte Zetsche.
Am Aktienmarkt wurde die nicht ganz unerwartete Allianz überwiegend positiv aufgenommen. "Die neue Kooperation scheint vor dem Hintergrund der Marktmacht anderer Konzerne und angesichts der Umwälzung des Automobilmarktes (neue Anbieter aus China, Entwicklung des Elektroautos) zwingend notwendig", schrieb Nord/LB-Analyst Frank Schwope.
Angesichts der erzielbaren Kostenvorteile sollte es nicht verwundern, wenn Daimlers Rivale BMW und dessen französischer Partner Peugeot/Citroen in den nächsten Monaten ihre eigene Kooperation ausbauten. Allerdings erfordere die Partnerschaft Zugeständnisse und Kompromisse, mahnte der Analyst mit Blick auf den Einfluss des französischen Staates, der mit 15% Großaktionär bei Renault ist und bleiben will. Mehrfach hatte Paris in den vergangenen Monaten etwa angesichts drohender Produktionsverlagerungen in das Ausland interveniert.
LBBW-Analyst Stefan Sigrist warnte vor der Schwäche der Franzosen, die trotz Abwrackprämie im vergangenen Jahr einen Milliardenverlust eingefahren hatten. Angesichts der eingebrochenen Nutzfahrzeugkonjunktur hatte auch Daimler 2009 tiefrote Zahlen geschrieben.
Webseiten: www.daimler.de www.renault.com - Von Katharina Becker, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 112, katharina.becker@dowjones.com DJG/kat/jhe Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de (END) Dow Jones NewswiresApril 07, 2010 07:35 ET (11:35 GMT)
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