29.09.2015 16:49:46
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UPDATE/Tapie will wegen Adidas-Verkauf Milliarden-Entschädigung
(NEU: Neue Forderungen von Tapie)
PARIS (AFP)--Mehr als 20 Jahre nach einem Besitzerwechsel beim deutschen Sportartikelhersteller adidas hat der französische Geschäftsmann Bernard Tapie bis zu 1,2 Milliarden Euro Entschädigung gefordert. Die öffentliche Bank Crédit Lyonnais habe sich damals Tapies Vermögen "erschlichen", sagten seine Anwälte am Dienstag vor dem Pariser Berufungsgericht. Eine 2008 zugesprochene Entschädigung von rund 400 Millionen Euro war im Februar wegen Betrugsvorwürfen annulliert worden.
Das Adidas-Geschäft hat schon eine Reihe von französischen Gerichten beschäftigt. Die 2008 beschlossene Entschädigungszahlung entwickelte sich zu einer gewaltigen Finanzaffäre, die der heutigen Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, ein Ermittlungsverfahren einbrachte.
Der schillernde Geschäftsmann Tapie hatte 1993 den drei Jahre zuvor erworbenen Sportartikelhersteller für umgerechnet 316 Millionen Euro an eine Investorengruppe verkauft, an der auch die Bank Crédit Lyonnais beteiligt war. Schon im folgenden Jahr aber wurde Adidas wieder verkauft - für umgerechnet rund 700 Millionen Euro an den Geschäftsmann Robert Louis-Dreyfus.
Tapie fühlt sich von der Crédit Lyonnais, die auch seine langjährige Hausbank war, hintergangen und um den wahren Mehrwert von Adidas betrogen. Er will auch eine Entschädigung, weil Adidas 1995 an die Börse ging und Crédit Lyonnais dafür eine Prämie erhielt. Der 72-Jährige gibt an, er hätte den Börsengang selbst vollzogen, wenn er von den Plänen gewusst hätte.
Tapies Anwälte forderten am Dienstag für den wirtschaftlichen Schaden zwischen 516 Millionen und 1,174 Milliarden Euro Entschädigung, außerdem 50 Millionen Euro für den immateriellen Schaden. Tapie und seine Ehefrau seien in der Affäre beleidigt worden und harten Attacken ausgesetzt gewesen.
Eigentlich war die Entschädigungsfrage schon vor Jahren geklärt worden: Nach einer Reihe von Prozessen wurde 2007 ein privates Schiedsgericht angerufen, um dem jahrelangen Rechtsstreit ein Ende zu setzen. Dieses sprach Tapie 2008 inklusive Zinsen mehr als 400 Millionen Euro staatliche Entschädigung zu.
Allerdings wurden bald Betrugsvorwürfe laut. Unter anderem steht der Verdacht im Raum, dass Tapie wegen seiner Nähe zum damaligen Staatschef Nicolas Sarkozy eine Vorzugsbehandlung erhielt. Gegen Tapie und weitere Beschuldigte - unter ihnen eines der Mitglieder des Schiedsgerichts - laufen inzwischen Ermittlungsverfahren wegen bandenmäßig organisierten Betrugs. Das Pariser Berufungsgericht kippte deswegen im Februar den Schiedsspruch und setzte neue Verhandlungen an, die am Dienstag begannen.
Die Affäre brachte auch IWF-Chefin Lagarde in Bedrängnis. Sie hatte als damalige französische Finanzministerin das Schiedsgericht angerufen und den umstrittenen Schiedsspruch mit der Millionen-Entschädigung akzeptiert. Ein Ermittlungsverfahren wegen "Nachlässigkeit" könnte aber bald eingestellt werden.
Tapie ist einer der bekanntesten und umstrittensten Geschäftsmänner Frankreichs. Er begann als einfacher Fernsehverkäufer und baute sich in den 70er und 80er Jahren durch den Kauf und Verkauf von in Schwierigkeiten geratenen Unternehmen ein wahres Firmenimperium auf. Der langjährige Chef des Fußballclubs Olympique de Marseille machte auch politisch Karriere, wurde Abgeordneter und unter dem sozialistischen Präsidenten François Mitterrand kurze Zeit Städteminister. Ein Skandal um ein fingiertes Fußballspiel brachte Tapie zwischenzeitlich ins Gefängnis.
DJG/jhe
(END) Dow Jones Newswires
September 29, 2015 10:19 ET (14:19 GMT)- - 10 19 AM EDT 09-29-15
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