14.11.2014 21:57:59
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Weser-Kurier: Zum Urteil gegen Thomas Middelhoff schreibt Silke Hellwig:
Bremen (ots) - Die deutsche Volksseele kann nicht nur vor Wut
kochen, sie kann sich auch ergötzen. Kollektive Freude, nämlich
Schadenfreude, gilt meist dem tiefen Fall von Überfliegern, Bonzen,
Großmäulern und Moralaposteln. Ob die Pleite, eine Haftstrafe oder
beides - wenn einer von "denen da oben" vom Schicksal oder einem
Gericht an den Hammelbeinen gepackt und geerdet wird, scheint für
ausgleichende Gerechtigkeit gesorgt zu sein. Willkommen also, Thomas
Middelhoff, in der Galerie, in der man neben seinem Sockel hockt, wie
Uli Hoeneß, Bernie Madoff oder Karl-Theodor zu Guttenberg. Middelhoff
ist noch so ein Fall, der die These belegen könnte, dass nicht viele
Menschen der Kombination von Geld, Status und Macht gewachsen sind.
Sie ist nichts ist für Weicheier, die sich korrumpieren lassen und
daraus Gier, Hochmut und Geltungssucht ableiten. Keine Frage,
Middelhoff hat eine Mordskarriere vorzuweisen. Er galt als
"Wunderkind der deutschen Wirtschaft", als "einziger Topmanager
Deutschlands"; dafür wird es Gründe gegeben haben. Auf dem Weg nach
ganz oben blieb aber offenbar das Feingefühl auf der Strecke, das
Gespür für das rechte Maß und die eigenen Grenzen. Middelhoff ließ
sich von seiner Maßlosigkeit so weit treiben, dass er sich
wahrscheinlich strafbar machte. Das Motiv: die grässliche Mischung
aus Geiz und Protzerei. Doch spätestens als ihm der Spitzname "Big T"
verpasst wurde, hätte Middelhoff hellhörig werden müssen. Der
Ausdruck ist vielsagend und nicht etwa nur schmeichelhaft. Indes hat
der eigene Maßstab wohl mit dem Rückgrat gemein, dass man beide nicht
einfach austauschen kann, wenn sie einmal verbogen sind. Und so war
bei Thomas Middelhoff bislang offenbar nicht viel von Selbstzweifel,
von Einsicht oder Reue zu erkennen. Seine schwerste Strafe steht ihm
auch noch bevor: Bald wird kein Hahn mehr nach dem Gockel krähen.
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Pressekontakt: Weser-Kurier Produzierender Chefredakteur Telefon: +49(0)421 3671 3200 chefredaktion@Weser-Kurier.de
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