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29.02.2016 23:07:43

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum US-Vorwahlkampf

Bielefeld (ots) - Der Super-Dienstag könnte zum Schicksalstag der Republikaner werden. Mit einem Durchmarsch bei den Vorwahlen in den zwölf Bundesstaaten wäre der National-Chauvinist Donald Trump kaum mehr zu stoppen. Der »feindlichen Übernahme« der Partei Abraham Lincolns durch einen rechtspopulistischen Außenseiter stünde nur noch wenig im Weg. Der Frankenstein-Kandidat droht unterwegs zur Nominierung seinen Schöpfer zu zerstören. Er flirtet offen mit Faschisten, wie Benito Mussolini, und distanziert sich bestenfalls halbherzig von den weißen Suprematisten des Ku Klux Klan. Seine Hetzereien gegen illegale Einwanderer aus Mexiko und Muslime gehen weit über das hinaus, was im öffentlichen Diskurs der USA bisher als zulässig galt.

Die republikanische Parteiführung hat Trump kaum etwas entgegenzusetzen. Viel zu lange hat die Führungsspitze den giftigen Ton von Rassisten, Sexisten und Nationalisten in den eigenen Reihen geduldet. Der ultimative Sündenfall war die Berufung der Seelenverwandten Trumps, Sarah Palin, zu John McCains Vizepräsidentschaft-Kandidatin. Das hat Nationalismus und Rechtspopulismus in der Partei aus der Schmuddel-Ecke geholt und hoffähig gemacht.

Die Konkurrenten im Rennen um die Präsidentschaft-Nominierung bekleckerten sich ebenfalls nicht gerade mit Ruhm. Sie haben Trump legitimiert, indem sie im Wahlkampf selber Religionstests für Flüchtlinge (Bush), die Deportation von elf Millionen nicht dokumentierten Einwanderern (Cruz) oder Militarismus (Rubio) propagierten.

Außer John Kasich findet sich niemand unter den verbleibenden fünf Kandidaten in der Position, den Rechtspopulisten glaubwürdig herauszufordern. Rubios und Cruz Angriffe bei der letzten Debatte sahen mehr wie Verzweiflungstaten vor dem eigenen drohenden Ende aus. Ein halbes Jahr früher hätten sie glaubwürdiger geklungen. Jetzt dürften sie so an dem Teflon-Kandidaten abprallen wie alle anderen Versuche aus dem Establishment, ihn zu diskreditieren. Egal wie das Rennen um die Nominierung ausgeht - das Ergebnis wird die Republikaner ins Chaos stürzen. Es besteht die reale Möglichkeit, dass die Partei an Trump zerbricht. Moderate Konservative in der Tradition des ersten Präsidenten Bush müssten sich eine neue politische Heimat suchen.

Aber auch wenn die Republikaner dem Beispiel des Wendehalses Chris Christie folgen, und sich von den Flötentönen des Rattenfängers verführen lassen, wird dies künftig noch weniger eine Partei sein, die sich einmal als großes Zelt verstand.

Jenseits einer großen Überraschung begeben sich die Republikaner an diesem Dienstag auf einen sehr düsteren Pfad. Dann wird es an Demokraten und Unabhängigen liegen, den brandgefährlichen Nationalisten bei den Präsidentschaftswahlen im November zu stoppen.

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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Chef vom Dienst Nachrichten Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261

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