FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Donnerstag kräftig gesunken. Der für den Anleihemarkt richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future fiel bis zum Abend um 0,71 Prozent auf 159,10 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen stieg zuletzt auf 0,53 Prozent. Zwischenzeitlich hatte sie bei 0,55 Prozent den höchsten Stand seit dem Jahr 2018 erreicht.

Die Renditen am deutschen Anleihenmarkt befinden sich seit gut zwei Wochen im Aufwärtstrend. Grund ist die Aussicht auf eine schärfere Geldpolitik der Notenbanken zur Bekämpfung der anziehenden Inflation.

Der Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, hatte zu Wochenbeginn angesichts der "viel zu hohen" Inflationsrate die Möglichkeit schnellerer Erhöhungen des Leitzinses ins Spiel gebracht. Ähnlich hatten sich jüngst auch andere hochrangige Notenbanker aus den USA geäußert.

Zudem sorgten Konjunkturdaten aus dem Euroraum für Gesprächsstoff. So hat der Ukraine-Krieg die von S&P Global (ehemals IHS Markit) gemessene Unternehmensstimmung in der Region im März nicht so stark belastet wie von Experten befürchtet.

"Im Grunde ist es so, dass die europäische Wirtschaft mit einem enormen Rückenwind aus der letzten Krise in die nächste segelt", schrieb Martin Moryson, Chefvolkswirt für Europa bei der Fondsgesellschaft DWS. Noch überkompensiere der Sonderaufschwung durch den enormen Nachholbedarf infolge der globalen Pandemie die sich abzeichnenden Schwierigkeiten. Mit dem Krieg der beiden Länder Russland und Ukraine, die für ganz erhebliche Teile der globalen Rohstoffversorgung verantwortlich seien, ist es Moryson zufolge aber alles andere als sicher, dass dies so bleibt. Die globalen Lieferketten kämen wieder unter Druck.

Die westlichen Verbündeten verschärften einen Monat nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ihren Kurs gegen Moskau weiter. Die Staaten wollen etwa jede Transaktion mit Gold im Zusammenhang mit der russischen Zentralbank mit Sanktionen belegen. Die führenden demokratischen Wirtschaftsmächte (G7) und die Europäische Union wollen so verhindern, dass die russische Zentralbank internationale Reserven einsetzt, um die russische Wirtschaft zu stützen./la/jha/