Der Deutsche Bildung Studienfonds II GmbH & Co. KG emittiert eine 10-jährige Anleihe mit einem Volumen von 10 Mio. Euro. Der Kupon beträgt 4,00%. Im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutern die Vorstände der Deutsche Bildung AG, Ulf Becker und Anja Hofmann, wie die Mittel investiert werden.

BOND MAGAZINE: Sie emittieren eine Anleihe im Volumen von bis zu 10 Mio. Euro. Wie wollen Sie die Mittel verwenden?

Becker: Laut Satzung dürfen wir die Mittel nur zur Studienfinanzierung verwenden. Die Mittel sind zweckgebunden. Wichtig ist, dass die Anleihe nicht zur Refinanzierung bestehender Verbindlichkeiten, sondern ausschließlich dem Wachstum, d.h. der Finanzierung weiterer Studenten, dient.

BOND MAGAZINE: Wie läuft die Finanzierung von Studenten ab?

Becker: Studenten benötigen eine Finanzierung für Lebenshaltung oder Auslandsaufenthalte. Die Studenten bewerben sich online bei uns und beantworten eine Reihe von Fragen, wie z.B. Abiturnote, Praktika, soziales Engagement usw. Dies erfassen wir in unserer Datenbank. Auf Basis der Daten haben wir ein Scoringmodell entwickelt. Das Scoringmodell zeigt uns an, ob der Student das Studium voraussichtlich zu Ende bringt und ob er dann auch einen Job findet. Die Datenlage ist nicht immer eindeutig. In diesen Fällen klären wir das telefonisch. In den meisten Fällen ist die Datenlage jedoch klar, dann benötigen wir für die Prüfung etwa 15 bis 20 Minuten.

BOND MAGAZINE: Wie viele Studenten haben Sie bisher finanziert und wie diversifiziert ist Ihr Finanzierungsportfolio?

Becker: Wir haben bereits über 2.200 Studenten gefördert. Daran sieht man, wie breit diversifiziert das Portfolio ist.
Hofmann: Plus 200 Studenten, die ihre Finanzierung bei uns schon komplett zurückgezahlt haben. Die bisherige Ausfallrate ist dabei übrigens extrem niedrig, sie liegt bei unter einem Prozent.
Becker: Das einkommensabhängige Modell unterscheidet uns von anderen Kreditformen. Es funktioniert in der Praxis recht gut. Wir bekommen stabile Cashflows von den Studenten, die wir bereits gefördert haben und die nun im Job sind.

BOND MAGAZINE: Wie hoch ist so eine Finanzierung in der Regel?

 

Becker: Im Schnitt liegt die Finanzierung, die jemand bei uns bekommt, bei rund 10.000 Euro.

BOND MAGAZINE: 10.000 Euro für die gesamte Dauer des Studiums?

Becker: Ja, daran sieht man auch, dass es in den seltensten Fällen eine Vollfinanzierung ist. Viele Studenten haben auch noch weitere Finanzierungsquellen, wie beispielsweise Eltern, Bafög oder sie arbeiten.
Hofmann: Studenten haben statistisch gesehen im Durchschnitt 2,3 Finanzierungsquellen.

BOND MAGAZINE: Die bisherigen Finanzierungen erfolgten aus der ersten Anleihe und der Deutsche Bildung Studienfonds II GmbH & Co. KG, oder?

Hofmann: Ja, die Deutsche Bildung Studienfonds II GmbH & Co. KG existiert seit 2012.
Becker: Im Fonds haben wir 15 Mio. Euro Eigenkapital, d.h. KG-Anteile von Kommanditisten. Die erste Anleihe im Volumen von 10 Mio. Euro haben wir 2013 emittiert. Jetzt folgt die zweite Anleihe, ebenfalls mit einem Volumen von 10 Mio. Euro.

BOND MAGAZINE: Wer sind die Kommanditisten?

Becker: Das sind vier Familien – Family Offices, die mit ihrem Investment eine Rendite erzielen möchten. Sie wollen nicht spenden oder stiften. Aber sie wollten mit dem Investment etwas gesellschaftlich Sinnvolles tun, nämlich in Bildung investieren. Mit einem Investment können sie eine deutlich größere Wirkung erzielen, weil sie einen Millionenbetrag investiert haben, aber vielleicht nur 50.000 Euro oder 100.000 Euro gestiftet hätten. Damit können wir wesentlich mehr Studenten fördern. Die Family Offices werden übrigens von HQ Trust beraten.

BOND MAGAZINE: Welche Eckdaten hat die Anleihe?

Becker: 10 Mio. Euro, 10 Jahre Laufzeit, 4% Kupon.

BOND MAGAZINE: 10 Jahre ist vielleicht eine gute Idee, denn viele Emittenten finanzieren sich zu kurzfristig – das sehen wir bei Mittelstandanleihen leider immer wieder.

Becker: Genau das ist der Punkt, wir wollen uns fristenkongruent finanzieren. Daher haben wir auch die lange Laufzeit gewählt. Ein Student erhält im Schnitt 18 Monate Zahlungen von uns. Dann gibt es 6 bis 9 Monate Karenzzeiten, denn nicht jeder beginnt nach dem Studium sofort mit dem Job, und dann folgen ca. fünf Jahre Rückzahlung.

BOND MAGAZINE: 18 Monate – das ist kein volles Studium. Wie kommt dieser Wert zustande?

Hofmann: Es gibt Studenten, die lassen sich nur 3 Monate von uns fördern, das ist die Mindestlaufzeit. Andere Studenten benötigen die Förderung nur für ein Auslandssemester. Manche lassen sich für ein komplettes Bachelor-Studium fördern. Wieder andere haben während des Studiums nebenbei gearbeitet, wollen sich aber zum Ende der Studienzeit ganz auf ihren Abschluss konzentrieren, also nicht mehr jobben, und nutzen dazu unsere Förderung. So ergibt sich der Mittelwert von 18 Monaten.

BOND MAGAZINE: Die Rückzahlung ist bei Ihnen einkommensabhängig. Wie viel muss ein Student zurückzahlen?

Becker: Das hängt vom jeweiligen Einkommen ab. Wir gehen ins Risiko. Denn bei der Auszahlung an Studenten müssen wir schätzen, was diese später verdienen. Als Beispiel nehmen wir einen BWL-Studenten (Master), da liegt das durchschnittliche Einstiegseinkommen bei rund 42.000 Euro. Wenn wir davon ausgehen, dass der Student in zwei Jahren mit dem Studium fertig ist, müssen wir eine kleine Inflation berücksichtigen. Wir kalkulieren mit einer Inflation von 2,5%. Also erwarten wir ein Einkommen von 42.000 plus Inflation. Dann rechnen wir mit für BWLer typischen Gehaltssteigerungen. Hierfür haben wir Daten eingekauft, inzwischen haben wir aber auch eigene Erfahrungswerte. Dann kalkulieren wir über verschiedene Laufzeiten die Gehälter, die wir von ihm erwarten. Der Geförderte kann Laufzeit und Rückzahlungshöhe auswählen. Der Vertrag kann dann beispielsweise so aussehen, dass der Geförderte, wenn er über 1.500 Euro verdient, 6% seines Brutto-Einkommens zurückzahlt.

BOND MAGAZINE: Können die Studenten die Rückzahlung später steuerlich geltend machen?

Hofmann: Ja, das können sie teilweise. Wenn die Förderung beispielsweis für Studiengebühren genutzt wurde, aber auch unsere inhaltliche Förderung WissenPlus kann teilweise steuerlich geltend gemacht werden. Hierbei handelt es sich um Workshops, Trainings und Coachings. Wir informieren bei Vertragsabschluss die Geförderten über ihre Rechte und Pflichten. Dabei informieren wir die Studenten auch darüber, welche Beträge später steuerlich geltend gemacht werden können. Auch später informieren wir die Rückzahler darüber, was sie steuerlich ansetzen können. Wir bieten aber noch weitere inhaltliche Trainings, z.B. auch zu Gehaltsverhandlungen, und wir profitieren natürlich auch davon, wenn die Absolventen mehr verdienen.

BOND MAGAZINE: Sie sagten, dass ein Student im Durchschnitt 2,3 Einkunftsarten hat. Können Studenten Ihre Förderung auch mit Bafög kombinieren?

Hofmann: Ja, das wird auch häufig gemacht. Bafög zahlt auch nur in einer gewissen Studienphase. Gerade in der Endphase eines Studiums steht Bafög häufig nicht mehr zur Verfügung oder Bafög reicht nicht aus. Der durchschnittliche Bafög-Satz liegt bei rund 400 Euro und nur 25% aller Studenten bekommen Bafög.

BOND MAGAZINE: Weshalb haben Sie kein Rating?

Becker: Die professionellen Anleger, mit denen wir gesprochen haben, haben uns das Feedback gegeben, dass das Rating einer nationalen Agentur für sie nicht zählt. Und bei einer 10-Mio.-Euro-Anleihe ist ein Rating einer namhaften internationalen Ratingagentur zu aufwendig und zu teuer.

BOND MAGAZINE: Das Emissionsvolumen beträgt 10 Mio. Euro, aber es gibt eine Garantie eines Investors. In welcher Form hat der Investor seine Zeichnung garantiert?

Becker: Es handelt sich um einen Vermögensverwalter, der sich auf nachhaltige Investments spezialisiert hat. Dieser Investor hat auch in unserer ersten Anleihe 5 Mio. Euro investiert. Auch für die zweite Anleihe beabsichtigt er 5 Mio. Euro zu investieren. Es gibt einen weiteren Investor, der ebenfalls in der ersten Anleihe investiert ist und auch für die zweite Anleihe eine Order von 1,0 bis 1,5 Mio. Euro in Aussicht gestellt hat.

BOND MAGAZINE: Sie haben 2013 ihre erste Anleihe platziert, wie lange läuft die noch?

Becker: Die Anleihe hat einen Kupon von 5% und läuft noch bis 2023. Die Anleihe notiert bei ca. 108,50% und hat somit eine Rendite von knapp 3,7%.

BOND MAGAZINE: Können Sie sagen, welche Anlegergruppen in die ersten Anleihe investiert haben?

Becker: Die Anlegergruppen können wir nennen. Neben dem nachhaltigen Vermögensverwalter haben auch Bistümer und Stiftungen in unsere erste Anleihe investiert, aber auch vermögende Privatanleger und Family Offices.

BOND MAGAZINE: Die StudierendenGesellschaft hat vor 1,5 Jahren sehr erfolgreich eine Anleihe emittiert. Was unterscheidet Sie von der StudierendenGesellschaft?

Becker: Wir sind besser diversifiziert. Denn wir fördern Studenten verschiedener Hochschulen und verschiedener Studiengänge. Mit den Geldern der Anleihe können 800 bis 900 Studenten gefördert werden und dies deutschlandweit.
Hofmann: Zudem bieten wir die inhaltliche Förderung durch WissenPlus als integralen Bestandteil.

BOND MAGAZINE: Die private Studienfinanzierung wächst stark, hat in Deutschland aber noch keinen hohen Marktanteil. Welches Kapital steht Ihnen, wenn die Anleihe voll platziert ist, zur Verfügung und welches Potenzial hat der Markt?

Becker: Wenn die Anleihe platziert ist, dann haben wir Anleihen im Volumen von insgesamt 20 Mio. Euro platziert (2 Anleihen à 10 Mio. Euro) und Kommanditkapital von 15 Mio. Euro. Somit stehen uns nach der erfolgreichen Emission 35 Mio. Euro zur Verfügung. Sie sehen auch, dass unsere Bilanzstruktur mit 15 Mio. Euro Eigenkapital grundsolide ist. In einem weiteren Schritt würden wir dann eher wieder Eigenkapital (Kommanditanteile) einwerben. Der Markt ist sehr groß. Es gibt in Deutschland 2,7 Mio. Studenten, ein Student braucht im Schnitt 10.000 Euro pro Jahr. Somit werden pro Jahr rund 27 Mrd. Euro benötigt. Wir können uns perspektivisch vorstellen, rund 250 Mio. Euro zu finanzieren – insgesamt, nicht pro Jahr.

Das Interview führte Christian Schiffmacher,  http://www.fixed-income.org/

 



Quelle: fixed-income.org - Die Plattform für Investoren und Emittenten am Anleihenmarkt.