23.11.2010 10:52:16
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ETF-Markt zwischen Hoffen und Bangen
Frankfurt (aktiencheck.de AG) - Nach einer, wie die Marktteilnehmer einhellig berichten, umsatzstarken Vorwoche im ETF-Handel kam es gestern zwar durchaus zu Abgaben, größere Abflüsse blieben aber aus, so die Deutsche Börse AG.
"Die Hoffnung auf eine Jahresendrally überwiegt", meine Andreas Bartels von der Commerzbank. "Die Stimmung ist durchwachsen", urteile hingegen Florian Perini von Flow Traders. Die Volumina seien zwar gut, je nach Nachrichtenlage hätten aber mal die Zu- und mal die Abflüsse dominiert: "Die Schuldenkrise Irlands, die Inflation und die mögliche Immobilienblase in China sowie, ganz aktuell, die militärischen Auseinandersetzungen zwischen Nord- und Südkorea sorgen für Unsicherheit." "Die Umsätze bei DAX- und EURO STOXX-ETFs waren gut, haben sich aber insgesamt die Waage gehalten", bemerke auch Eric Wiegand von der Deutschen Bank. Der Dax sei gestern nach Erreichen eines neuen Jahreshochs bei 6.901 Zählern mit Verlusten aus dem Handel gegangen, heute Mittag notiere das deutsche Aktienbarometer bei knapp 7.800 Punkten im Minus.
Dabei bleibe laut der Commerzbank von den großen Indices der DAX Favorit der Anleger. "Wir sehen eine klare Präferenz gegenüber dem EURO STOXX", erkläre Bartels. Rückschläge seien für Neupositionierungen oder Aufstockungen genutzt worden, etwa beim iShares DAX (iShares DAX (R) (DE)) oder dem hauseigenen Produkt, dem ComStage DAX (ComStage ETF DAX (R) TR I). Marc Schönbrodt von der DekaBank zufolge würden sich Investoren neben den deutschen auch für Schweizer Blue-Chips (iShares SMI (DE)) sowie für MDAX-ETFs (iShares MDAX (R) (DE)) interessieren.
Auch Flow Traders zufolge würden sich viele Anleger in Small- und Mid-Caps (iShares STOXX Europe Mid 200 (DE)) positionieren. "Hier sind die Investoren nach wie vor bullisch und legen sich die Stücke in ihr Depot", meine Perini. Gleichzeitig würden Short-Produkte angesichts der unklaren Lage wieder zunehmend Anhänger finden. "Hier sehen wir mehr Aktivität, speziell bei den Short-Produkten auf den EURO STOXX 50", berichte etwa Eric Wiegand.
Lieber kurz als lang - das sei derzeit das Motto bei Renten-ETFs. Wie die Commerzbank melde, hätten sich Investoren etwa vom ETFlab Deutsche Börse EuroGovernment Germany 10+ (ETFlab Deutsche Boerse EUROGOV (R) Germany 10+) oder dem iShares eb.rexx Government Germany 10,5 (iShares ebrexx (R) Government Germany 105+ (DE)) getrennt und lieber auf den ComStage iBoxx Euro Liquid Sovereigns Diversified 1-3 (ComStage ETF iBOXX EUR Liquid Sovereigns Diversif 1-3 TR I) gesetzt. Auch Geldmarktprodukte (ComStage ETF Commerzbank Eonia Index TR I) kämen wieder besser an. "Das liegt wohl an der Unsicherheit im Markt", glaube Bartels. Die Deutsche Bank spreche ebenfalls von einem Trend hin zu Kurzläufern. "Gesucht ist aber nur Top-Bonität", ergänze Wiegand.
Vor dem Hintergrund der Irland-Krise hätten Banken-ETFs in der Gunst der Anleger verloren. "Long-Produkte wurden verkauft, Short-Produkte auf Banken gekauft", berichte Perini (iShares STOXX Europe 600 Banks (DE)). Laut Commerzbank seien generell defensive Anlagen wieder beliebter: "Bei Zyklikern wie Basic Resources, Banken und Automobilen gab es hohe Umsätze und mehr Abgaben", erzähle Bartels (ComStage ETF Dow Jones STOXX (R) 600 Basic Resources TR I). Hereingenommen worden seien stattdessen - allerdings in geringerem Umfang - Tracker auf die Telekommunikations- und die Lebensmittelbranche (ComStage ETF Dow Jones STOXX (R) 600 Telecommunications TR I).
Bei den Schwellenländern würden sich die Anleger weiter kauffreudig zeigen, wenn auch nicht im selben Maße wie noch vor einigen Wochen. Die Commerzbank sehe vor allem Interesse an marktbreiten Fonds, etwa dem db x-trackers MSCI Emerging Markets (db x-trackers MSCI EMERGING MARKETS TRN INDEX ETF 1C) und dem Pendant von iShares (iShares MSCI Emerging Markets (DE)). "Einzelne Länder sind nicht gesucht", melde Bartels. "Das Interesse an Emerging Markets ist noch da, hat aber etwas abgenommen", glaube auch Eric Wiegand. Die Diskussion über Preiskontrollen in China habe zu Abgaben bei China-ETFs geführt.
Von den Sorgen um China überschattet worden seien Perini zufolge auch BRIC-ETFs (iShares FTSE BRIC 50 (DE)), Indexfonds also, die die Entwicklung in Brasilien, Russland, Indien und China widerspiegeln würden. Die DekaBank habe hingegen durchaus Positionierungen bei China-ETFs (ETFlab MSCI China) beobachtet, ebenso bei Indexfonds mit türkischen Aktien (iShares MSCI Turkey (DE)). (23.11.2010/fc/a/f)
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