Keine Subventionen |
12.02.2014 20:20:32
|
Airbus setzt nicht mehr auf deutsche A350-Hilfe
Um die Finanzierung des neuen Langstreckenjets gibt es schon länger Ärger. Airbus hat in den vergangenen Jahren von verschiedenen Regierungen in Europa Milliarden von Euro in Form von günstigen Krediten bekommen, darunter auch vor vier Jahren eine Anschubfinanzierung in Höhe von 500 Millionen Euro aus Deutschland. Über eine geplante zweite Tranche über 600 Millionen Euro konnten sich das Unternehmen und die deutsche Regierung aber trotz monatelanger Verhandlungen nicht einigen.
Dafür verantwortlich sind aus Sicht des deutsch-französischen Gemeinschaftsunternehmens vor allem ungerechtfertigte Konditionen, die die deutsche Regierung an die Vergabe des Kredits knüpfe. Berlin warf Airbus unter anderem vor, sich nicht an die Versprechen hinsichtlich der Arbeitsverteilung gehalten und zu wenig Ingenieursarbeiten nach Hamburg und Bremen verlagert zu haben.
Jetzt hat das Unternehmen es offenbar aufgegeben, sich um die zweite Kredittranche aus Deutschland zu bemühen. "Es ist ja allgemein bekannt, dass wir die Diskussionen (über diesen Kredit) vor 18 Monaten begonnen haben", sagte Airbus-Vorstandschef Fabrice Brégier am Mittwoch am Rande der Luftfahrtshow in Singapur. "Jetzt haben wir immer noch keine Lösung, daher haben wir beschlossen, die Gespräche zu beenden." Für Brégier ist die Tür zugeschlagen: "Für mich sind die Diskussionen über das Thema beendet."
Ein Sprecher von Airbus wollte nicht näher erläutern, warum beide Seiten nicht zueinander gefunden haben. "Wir waren nicht bereit, die Anforderungen zu erfüllen, die sie gestellt haben", sagte er mit Blick auf die Bundesregierung. In Berlin wollte man die Angelegenheit nicht kommentieren.
Berlin hat in der Vergangenheit ziemlich deutlich gemacht, an welche Vorbedingungen die Vergabe des Kredits geknüpft ist: In einem Brandbrief an den damaligen Airbus-Chef Tom Enders hatte der damalige Luft- und Raumfahrtkoordinator der schwarz-gelben Regierung, Peter Hintze, im März 2012 gefordert, dass mehr Arbeiten an dem Prestigeprojekt in Deutschland durchgeführt werden müssten. Aus Angst vor einem großen Arbeitsplatzverlust in Deutschland hatte sich die Bundesregierung im gleichen Jahr gegen eine mögliche Fusion von Airbus mit der britischen BAE Systems gestellt.
Genau diese Einflussnahme der deutschen Regierung sorgte dafür, dass sich Airbus im Anschluss um mehr Unabhängigkeit von den verschiedenen beteiligten Regierungen bemühte. Der daraufhin eingeleitete Umbau des Konzerns, bei dem unter anderem die Rüstungs- und Raumfahrtsparten Airbus Military, Astrium und Cassidian zu dem neuen Unternehmen Airbus Defence & Space zusammengelegt werden, sorgt für weitere Einschnitte bei der Beschäftigung, vor allem in Deutschland.
Insgesamt 5.800 Stellen sollen in Frankreich, Deutschland, Spanien und Großbritannien gestrichen werden, nach Angaben informierter Personen fast die Hälfte davon in Deutschland. Zudem werden die beiden Hauptsitze in München und Paris nach Toulouse verlegt.
Airbus kann sich den Verzicht auf das deutsche Darlehen leisten. Dank boomender Flugzeugverkäufe hat das Unternehmen zwischen 9 und 10 Milliarden Euro in den eigenen Büchern. Dennoch hätte man das Geld aus Berlin bestimmt gerne mitgenommen, da auch der Hauptkonkurrent Boeing immer wieder ähnliche Zuschüsse aus Washington erhält.
(Mitarbeit: Gaurav Raghuvanshi in Singapore und Harriet Torry in Berlin)
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/DJN/kgb/brb
(END) Dow Jones Newswires
February 12, 2014 11:53 ET (16:53 GMT)
Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc.- - 11 53 AM EST 02-12-14
Von Marietta Cauchi

Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Weitere Links: