Streubesitz zu gering |
03.03.2020 23:44:00
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Aktie der OeSD Staatsdruckerei fliegt von der Börse - Papier unter Druck
"Die Entscheidung der Wiener Börse AG bewirkt keine Beeinträchtigung des ordentlichen Geschäftsgangs des Unternehmens," hieß es in der Aussendung der Staatsdruckerei vom Dienstag. Die Staatsdruckerei akzeptiere die Entscheidung der Wiener Börse und wolle keine Rechtsmittel dagegen einlegen.
Der letzte Handelstag an der Wiener Börse finde am 13. März statt. Bis dahin haben die Aktionäre noch Zeit ihre Aktien zu handeln oder zu verkaufen. "Jenen Aktionären, die ihre OeSD-Aktien behalten wollen, stehen auch nach dem Delisting weiterhin alle Rechte wie etwa die Teilnahme an der jährlichen Hauptversammlung samt Stimm-, Antrags-, Auskunfts- und Rederecht sowie eine Dividendenauszahlung zu," so das Unternehmen.
Für die OeSD ist der Gang von der Börse keine große Sache, wie es zur APA hieß. Für die Aktionäre soll sich nichts ändern, sie können ihre Anteile behalten oder noch verkaufen. Auch die Mitarbeiterstiftung bleibt Aktionärin der Gesellschaft, sie hält rund 4,9 Prozent an der Österreichische Staatsdruckerei Holding AG. Haupteigentümer der Aktiengesellschaft sind über Stiftungen Johannes Strohmayer und Robert Schächter (je knapp 46 Prozent).
Die Staatsdruckerei blickt auf eine mehr als zweihundertjährige Geschichte zurück. 1804 gründete Kaiser Franz I. die "k.k. Hof- und Staatsdruckerey", die 1850 mit der Briefmarkenherstellung begann. Nach Ende der Monarchie war sie die "Österreichische Staatsdruckerei", zur Jahrtausendwende wurde sie, in der Ära Schüssel/Grasser, in zwei Teilen privatisiert.
Am 11.11.2011 erfolgte schließlich der Gang an die Wiener Börse, wo die OeSD-Aktien im Amtlichen Handel im standard market auction, dem Segment für die weniger liquiden Aktien, notieren. Damals war die Aktie 11,50 Euro wert, zuletzt waren es 25,40 Euro.
Die nicht mehr im Staatseigentum befindliche Staatsdruckerei druckt nach wie vor die Reisepässe, Führerscheine, Personalausweise und andere wichtige Dokumente für die Österreicher. 2015 hatte die EU-Kommission die Republik Österreich vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) verklagt, weil sie die Druckaufträge für Pässe und Co. direkt an die OeSD vergeben hatte. Der EuGH sah darin einen Verstoß gegen EU-Recht, woraufhin Österreich das Monopol der Staatsdruckerei 2019 per Gesetzesänderung beenden musste. In der Folge kam es zu einer EU-weiten Ausschreibung. In dem zweistufigen Vergabeverfahren setzte sich wieder die OeSD durch, sie erhielt Ende 2019 den 25 Mio. Euro schweren Auftrag für die Herstellung von Reisepässen, Führerscheinen und anderen Dokumenten, die besonders sicher sein müssen.
Im bald zu Ende gehenden Geschäftsjahr 2019/20 (per Ende März) setzte die Staatsdruckerei so viel um wie noch nie. Der Umsatz dürfte zwischen 62 und 65 Mio. Euro liegen, hatte das Unternehmen im Februar avisiert. Der Zuwachs ist größtenteils dem stark gewachsenen Geschäft im Ausland zu verdanken. Die Staatsdruckerei macht etwa elektronische Ausweisdokumente für afrikanische Länder, war auch in Liechtenstein aktiv.
Warum das Unternehmen überhaupt an die Börse gegangen ist noch dazu ohne Kapitalerhöhung? Damals hatte die Geschäftsführung gehofft, eventuell eine Akquisition tätigen zu können. Wenn sich etwas Passendes ergibt, wäre man schon an der Börse, so der Gedanke damals. Dazu kam es aber nicht. Dass es nicht gelungen ist, den Streubesitz zu erhöhen, lag wohl auch daran, dass die OeSD wegen der EU-weiten Ausschreibung relativ lange mit Handelsverbot belegt war; es durfte ja niemand einen Wissensvorsprung haben, wie es ausgehen könnte.
Die OeSD-Aktie verlor im Wiener Handel am Dienstag 7,3 Prozent auf 25,40 Euro.
snu/bel
APA
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