20.08.2013 17:53:34

AKTIEN IM FOKUS 3: Rally bei GSW nach Übernahmeangebot von Deutsche Wohnen

    (neu: Schlusskurse, Analystenkommentare)

    FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine Übernahmeofferte durch Deutsche Wohnen hat die Aktionäre von GSW Immobilien am Dienstag jubeln lassen. Die GSW-Titel schlossen mit einem Plus von 6,28 Prozent bei 33,445 Euro. Für die Papiere von Deutsche Wohnen ging es dagegen um 4,70 Prozent auf 13,490 Euro nach unten. Die beiden Papiere waren damit Spitzenreiter bzw. Schlusslicht im MDAX (MDAX), der 0,75 Prozent tiefer endete. Auch europaweit lagen Immobilienwerte durchschnittlich im Minus.

    Deutsche Wohnen bietet 51 neu auszugebende eigene Aktien für 20 Papiere des Konkurrenten. Über die Kapitalerhöhung sollen die Aktionäre Ende September entscheiden. Bei vollständiger Annahme des Angebots werden die GSW-Aktionäre rund 43 Prozent an der vergrößerten Deutsche Wohnen AG halten. Durch den Zusammenschluss entstünde Unternehmensangaben zufolge eines der führenden deutschen Wohnimmobilienunternehmen. Deutsche Wohnen erwartet sich davon Einsparungen in Höhe von rund 25 Millionen Euro pro Jahr. Die Ertragskraft will der Konzern durch die Transaktion ebenfalls verbessern.

BÖRSIANER: PRÄMIE FÜR GSW-AKTIONÄRE EHER NIEDRIG

    Laut einem Händler läuft die Transaktion am Ende auf eine von Deutsche Wohnen finanzierte Fusion hinaus. Vor allem deren Aktionären dürfte daher kurzfristig ein steiniger Weg bevorstehen. Ein weiterer Händler kommentierte, der Zusammenschluss werde bedeutende Synergien auf dem Berliner Immobilienmarkt heben. Beide Gesellschaften sind dort stark vertreten, das gemeinsame Portfolio liegt nach Angaben von Deutsche Wohnen zu 72 Prozent in der Region Berlin.

    Die Offerte impliziere eine Prämie von rund 4,50 Euro je GSW-Aktie, sagte ein weiterer Marktteilnehmer. Dies sei angesichts der möglichen Synergien allerdings recht wenig, die er auf 5 bis 6 Euro je Aktie schätzt. Das von Deutsche Wohnen in Aussicht gestellte Sparpotenzial von rund 25 Millionen Euro erscheine zudem eher vorsichtig. Unter dem Strich sei das Übernahmeangebot für die GSW-Aktien erst einmal positiv. Die Deutsche-Wohnen-Titel dürften neutral bis leicht negativ reagieren.

ANALYSTEN: ERHEBLICHE SYNERGIEEFFEKTE

    Thomas Neuhold vom Analysehaus Kepler Cheuvreux sieht in der Übernahme erhebliche Synergie-Effekte. Die Transaktion dürfte Deutsche Wohnen zu einem führenden Konzern im deutschen Wohnungsmarkt machen. Die operative Kennziffer FFO (Funds From Operations) dürfte um rund acht Prozent je Aktie zulegen. Neuhold beließ die Einstufung auf "Hold" mit einem Kursziel von 15 Euro.

    Laut  Analyst William Howlett von S&P Capital wäre die Übernahme für GSW operativ sinnvoll. GSW-Aktionäre dürften nach der Fusion von den zu erwartenden Synergieeffekten kräftig profitieren. Deshalb erhöhte der Experte sein Kursziel von 33 auf 36 Euro und beließ die Einstufung auf "Hold".

HÄNDLER: 'KESSES GEBOT' WÄHREND FÜHRUNGSLOSIGKEIT BEI GSW

    Der Händler verwies zudem auf die derzeitige Vakanz auf dem Chefposten von GSW. In Kombination mit der relativ niedrigen Prämie scheine das ein kesses und opportunistisches Gebot, das Deutsche Wohnen in das Führungsvakuum lanciert habe. GSW sucht nach einer Aktionärsrevolte Mitte Juni einen neuen Vorstandschef. Nach einem deutlichen Misstrauensvotum hatte der erst seit Mitte April amtierende Chef Bernd Kottmann seinen Hut genommen, gut zwei Wochen später gab auch Aufsichtsratschef Eckart John von Freyend auf. Freyend war vorgeworfen worden, Alternativen zu Kottmann nicht eingehend genug geprüft zu haben. Beide hatten zuvor beim derzeit taumelnden Immobilienkonzern IVG zusammengearbeitet.

    Die überlappende Eigentümerstruktur beider Konzerne dürfte Deutsche Wohnen in die Hände spielen, auch wenn die Prämie nicht dramatisch hoch sei, hieß es am Markt. Deutsche Wohnen schätzt die gemeinsamen Eigentümer auf rund 40 Prozent. Bekannt seien am Markt bis zu gut einem Viertel gemeinsame Eigentümer, sagte ein Händler./edh/mis/he

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