23.06.2014 20:52:58

Allg. Zeitung Mainz: Fünf nach zwölf / Kommentar von Friedrich Roeingh zum Zerfall des Irak

Mainz (ots) - Wer hätte gedacht, dass wir einmal ernsthaft einem Saddam Hussein nachtrauern könnten, auch wenn der verheerende Irak-Krieg des George W. Bush von Anfang an jedweder Legitimation entbehrte. Nicht weniger folgenreich war, wie die Ordnungsmacht USA nach ihrem überstürzten Abzug aus dem Irak 2011 das fragile Staatsgebilde aus Schiiten, Sunniten und Kurden sich selbst überließ.

Wenn nun der amerikanische Außenminister John Kerry den schiitischen Regierungschef Maliki zur Bildung einer Einheitsregierung mit den sunnitischen und kurdischen Minderheiten auffordert, so kommt dieser Vorstoß viel zu spät. Zu einem Zeitpunkt, zu dem Maliki die Gefolgschaft seiner eigenen Militärs zu verlieren scheint, zu einem Zeitpunkt, zu dem die sunnitische Isis ihr Ziel eines islamistischen Kalifats in greifbarer Nähe wähnt, zu einem Zeitpunkt, zu dem die Kurden mit einem Zerfall des Landes liebäugeln, um den erträumten Kurdenstaat verwirklichen zu können.

Gleichwohl bleibt den Vereinigten Staaten nach all ihren Versäumnissen gar nichts anderes übrig, als um fünf nach zwölf mit allen Mitteln zu versuchen, die Uhr zurückzudrehen. Vor dem Gespräch mit den gemäßigten Schiiten und Kurden im Irak muss allerdings der Rücktritt Malikis stehen. Und ohne ein militärisches Eingreifen aus der Luft werden die Gotteskrieger der Isis-Milizen, die die gesamte Region noch mehr zu destabilisieren drohen, auch nicht aufzuhalten sein. Das ist eine ganz bittere Erkenntnis, vor der sich die Vereinigten Staaten, aber auch wir uns nicht länger drücken dürfen.

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