21.06.2013 20:11:58

Allg. Zeitung Mainz: Gratwanderung / Kommentar zu Deutschland, Russland, Beutekunst

Mainz (ots) - Am einfachsten wäre es, wenn jedes Land seine Beutekunst zurückgeben würde. Dann wäre der Rechtslage Genüge getan, aber die Idee ist naiv. Das Thema ist mit Blut und vielen Toten verbunden, darunter auch solchen, die im KZ ermordet wurden. Wenn es um geraubte Güter geht, ist deutsche Vergangenheit zusätzlich belastet:"Arisierung jüdischen Eigentums" heißt das Kapitel. Generell ist es lehrreich, sich den historischen Hintergrund vor Augen zu halten: Hitler hat in deutschem Namen Polen, die Sowjetunion und andere Länder überfallen. Nazi-Deutschland hat sich Beutekunst einverleibt, die Alliierten haben es umgekehrt auch so gemacht. "Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein", sagt Jesus im Johannes-Evangelium. Niemandem ist es verwehrt, das anzustreben, was er für sein gutes Recht hält. Ob das Zufriedenheit und Rechtsfrieden schafft, mag in jedem Einzelfall anders zu beurteilen sein. Es gibt Zivilprozesse, die seit Jahrzehnten anhängig sind, und es gibt die politische Ebene der Auseinandersetzung. Bei der spielt das heutige Russland deshalb eine besondere Rolle, weil der Zweite Weltkrieg als "Großer Vaterländischer Krieg" im Bewusstsein der Generationen ebenso tief verankert ist wie die Enttäuschung darüber, diesen Krieg letztlich - gefühlt - zumindest nicht gewonnen zu haben. Russland ist keine Weltmacht mehr. Putin, einst KGB-Offizier in der DDR, kränkt das. Er zieht alle Register, weiß aber, dass das Grenzen hat. Merkel ist in der DDR aufgewachsen und im geeinten Deutschland politisch sozialisiert, also zweifach gehärtet. Nicht einfach, aber bislang wussten beide immer, wie weit sie gehen können.

Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2

Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Florian Giezewski Regionalmanager Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de

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