30.08.2017 21:13:56

Allg. Zeitung Mainz: Schlachtrösser / Kommentar zu Schröder und Guttenberg im Wahlkampf / Von Reinhard Breidenbach

Mainz (ots) - Sagen wir so: Wahlkampf soll ja Spaß machen. Möglichst auch denen, die wählen. Und was ist da besser als zwei Tausendsassas? Ein älterer, der wirklich jedes Kunststück kennt und alle Tricks, die sauberen wie die schmutzigen, und ein jüngerer, der mehrere Rollen gleichzeitig spielen kann: den gefallenen Engel (wegen seiner Plagiatsaffäre), den Weißen Ritter (trotz seiner Plagiatsaffäre), den Traum aller Schwiegermütter (schon gleich gar und sowieso) und nicht zuletzt die des Hoffnungsträgers. Hoffnung setzt vor allem Horst Seehofer in Karl-Theodor von und zu Guttenberg, denn er braucht ihn ganz dringend, um einen bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Markus Söder zu verhindern. Es kann sehr gut sein, dass Guttenberg jetzt Stimmen für die CSU holt. Aber nach dem 24. September wäre es schon sehr überraschend, würde Guttenberg wieder richtig aktiv einsteigen in die Politik. Nicht, dass er es nicht könnte oder dürfte; er hat gebüßt für sein Plagiat und ist reifer geworden, seine eskalierenden Glamour-Aktionen von früher würde er sicher herunterdimmen. Aber irgendwie: Er ist nicht der Typ, sich das jetzt noch mal zu geben, denn neben Glamour ist Politik ja auch Tretmühle. Aber warten wir's ab. Schröders Wahlkampfeinstieg ist sensationell. Auch ein bisschen frech, da zu einem Gutteil seinem Ehrgeiz geschuldet, allen, die ihn wegen seines Rosneft-Engagements - völlig zu Recht - hart kritisieren, zu zeigen, wo der Hammer hängt. Schröder könnte für die SPD mehr Stimmen ziehen, als es sich manche in der SPD vorstellen, und auch mehr, als es manchen in der SPD lieb ist.

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