27.06.2013 19:23:58
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Allg. Zeitung Mainz: Schmerztablette / Kommentar zu Sprachtests für Ärzte
Mainz (ots) - Wollte man es sarkastisch ausdrücken, müsste man so
formulieren: Die einzige Chance, dass sich Patient und Arzt bei einer
sehr komplizierten Materie zu 100 Prozent verstehen, ist, dass beide
Mediziner sind und möglichst viel Latein reden. Das Problem verbaler
Verständigung tritt in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen auf und
kann im Extremfall über Tod oder Leben entscheiden. Nun kommen
einheitliche Deutsch-Standards auf möglichst hohem Niveau für
ausländische Mediziner, das wird zu Verbesserungen führen, ist
löblich - aber in gewisser Weise doch nur eine Schmerztablette, die
das Grundleiden nicht beseitigt. Dass Spezialisten aus anderen
Ländern hierzulande arbeiten, erweitert zwar kulturell den deutschen
Horizont, ist aber, wenn man ehrlich analysiert, blanker Not
geschuldet, nämlich dem Fachkräftemangel in vielen Bereichen. Der
wiederum beruht darauf, dass die Reproduktionsfreudigkeit der
Deutschen zu wünschen übrig lässt. Der rheinland-pfälzische
Sozialminister Alexander Schweitzer ist "froh, dass ausländische
Ärzte da sind". Man hört förmlich, wie ihm ein Stein vom Herzen
fällt. Aber weil der medizinische ein ganz besonders sensibler
Bereich ist, drängt sich auch diese Frage auf: Wird tatsächlich alles
unternommen, um deutsche Ärzte zu rekrutieren - für Kliniken, und
auch für ländliche Gebiete? Enorm viel Geld fließt in den
Medizinbereich. Ob dabei der Anteil, der dem einzelnen Arzt und
seiner Arbeitskraft zugute kommt, angemessen ist, etwa im Vergleich
zu Aufwendungen für Apparatehersteller oder Pharmakonzerne, steht
dahin. Schafft es die stärkste Wirtschaftsnation Europas tatsächlich
nicht, ausreichende materielle Anreize für inländische Fachkräfte zu
bieten? Das wäre merkwürdig.
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2
Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Florian Giezewski Regionalmanager Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de
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