01.11.2013 19:33:58

Allg. Zeitung Mainz: Schwierige Wahrheit / Reinhard Breidenbach zu Snowden

Mainz (ots) - Es gibt diesen amerikanischen Film von 1983: "WarGames", in dem einem Computer die selbstständige Kontrolle über Nuklearraketen übertragen und beinahe der Dritte Weltkrieg ausgelöst wird, weil ein Teenager nichts ahnend mit seinem Spiele-Computer dazwischenfunkt. Daran muss man denken, wenn der reale amerikanische Außenminister John Kerry kundtut, Obama habe von manchen Aktivitäten seines Geheimdienstes erst jetzt erfahren, manches sei "per Autopilot" geschehen. Wohl wahr:Der Kampf gegen den Terror ist den Amerikanern eine Existenzfrage, und er lässt sich nicht nur mit blütenweißen Methoden gewinnen. Aber die halbe Welt, darunter engste Verbündete, flächendeckend und permanent mit Lauschangriffen zu überziehen: unfassbar. Edward Snowden hat aufgedeckt. Für die USA ist er ausschließlich Verräter, für viele andere in der Welt ausschließlich Held. Letzteres ist derzeit eindeutig schlüssiger, aber ein finales Urteil kann nur die Geschichte fällen. Hans-Christian Ströbele ist ein Unikum. Einst verteidigte er, wie Otto Schily, RAF-Terroristen. 1991 befand er: Dass Israel von Saddam Husseins Irak mit Raketen beschossen werde, sei "die fast zwingende Konsequenz der Politik Israels". Schlimm. Ströbele, ein Linksaußen, bisweilen fanatisch und dann unberechenbar. Ob bei seinem Snowden-Coup die Wahrheitsliebe überwog oder die Sehnsucht danach, die Bundesregierung zu demütigen, steht dahin. Vielleicht war es von beidem etwas. Jedenfalls ist Merkel nun in der Bredouille. Sie will und muss Wahrheitsfindung betreiben und Obama abkanzeln. Das darf aber nicht dazu führen, dass Jahrzehnte deutsch-amerikanischer Freundschaft auf dem Müllhaufen der Geschichte landen.

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