30.12.2013 19:14:59

Allg. Zeitung Mainz: Sich trauen / Leitartikel zu 2014

Mainz (ots) - Am Mittwoch beginnt ein Jahr, in dem sich drei für Deutschland alles verändernde Ereignisse jähren: Vor 100 Jahren begann der Erste, vor 75 der Zweite Weltkrieg und vor 25 Jahren fiel die Mauer, die Deutschland und im Grunde die gesamte Welt in zwei scheinbar unversöhnliche Blöcke teilte. Sind das nicht längst Gedenktage wie alle anderen auch? Müssen sie uns denn heute überhaupt noch interessieren? Haben wir denn das alles nicht längst überwunden und auch daraus gelernt? Haben wir Deutsche nicht längst einen geachteten Platz in der Völkerfamilie? Sind wir nicht eine der vorzeigbarsten Demokratien und eine Nation, deren Wirtschaft von Rekord zu Rekord jagt - und deren Bürgern es alles in allem so gut geht wie kaum je in unserer Geschichte?

Unteilbare Verantwortung

Ja, ja und nochmals ja, das alles stimmt. Aber ein kategorisches Nein zu der Frage, ob das Erinnern an die Katastrophen der beiden Weltkriege und das große Glück der Vereinigung Deutschlands nicht mehr nötig ist. Denn alle drei Ereignisse haben wir Deutschen zu verantworten, alle drei haben die Welt grundlegend verändert. Daraus erwächst auch 100, 75 und 25 Jahre danach unteilbare Verantwortung. Übernehmen wir sie? Werden wir ihr gerecht? Im Großen und Ganzen wohl ja. Im Einzelnen aber oft nicht genug. Beispiel Europa: Bei der Zukunft des Euro haben wir in wichtigen Bereichen andere Vorstellungen als viele andere in Europa. Statt diese deshalb misstrauisch auf Distanz halten zu wollen, sollten wir verstehen, dass niemandem der Euro so sehr nützt wie uns. Beim Thema Freizügigkeit in Europa sehen wir fast nur die Nachteile, aber nicht die Vorteile. Die Bulgaren und Rumänen zum Beispiel, die ab Mittwoch ungehindert zu uns kommen dürfen, fürchten wir als Sozialschnorrer, statt sie ausdrücklich willkommen zu heißen, vor allem auch, weil sie unserer alternden Gesellschaft helfen können, die Zukunft zu meistern. Ja, wir haben viele Lehren aus der Vergangenheit gezogen, aber längst nicht alle leben wir auch.

Tapfer überschreiten

Wir haben dafür gesorgt, dass das Land in den nächsten vier Jahren von einer Großen Koalition regiert werden wird. Sie wird populäre wie unpopuläre Entscheidungen fällen, vor allem aber wird sie die vielen Kompromisse, die ihr Zustandekommen erst ermöglichten, in erfolgreiche Politik verwandeln müssen. Das wird sie indes nur können, wenn sie sich traut, das Mandat, das die Bürger ihr gegeben haben, nämlich dafür zu sorgen, dass möglichst alles so bleibt, wie es ist, tapfer zu überschreiten. Heute in einem Jahr werden wir sehen, wie weit sie gekommen sind und wieweit wir in der Lage sein werden, das auch zu akzeptieren, -, weil wir verstanden haben, dass alles nur dann so bleiben kann, wie es ist, wenn sich alles verändert.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Florian Giezewski Regionalmanager Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de

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