27.08.2017 22:23:56
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Allg. Zeitung Mainz: Starkes Zeichen / Kommentar von Friedrich Roeingh zum neuen Mainzer Bischof
Mainz (ots) - Ganz großes Kino - Directors Cut XXL sozusagen. Man
mag darüber sinnieren, wie zeitgemäß mittelalterliche Rituale wie das
einer zweieinhalbstündigen Bischofsweihe im 21. Jahrhundert noch
sind. In jedem Fall sind sie medienwirksam. Und wer die Weihe des
neuen Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf sowie das anschließende
Volksfest auf dem Mainzer Markt erlebt hat, zweifelt nicht daran,
dass Rituale auch sinnstiftend sind. Auch wenn sie noch dem
Mittelalter entstammen - ja vielleicht gerade deswegen. In beiden
Punkten mögen die evangelischen Glaubensbrüder, die sich seit 500
Jahren für das Wort allein anstelle von Samt und Purpur entschieden
haben, zuweilen etwas neidvoll zu den Katholiken hinüberblinzeln.
Doch auch das noch so große Brimborium, pardon die noch so würdevolle
Bischofsweihe kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass aktive Christen
ob evangelisch oder katholisch - die Debatten in unserer weitgehend entchristlichten Gesellschaft längst nicht mehr dominieren. Bei aller demütigen Schüchternheit, die Kohlgraf an seinem großen Tag ausstrahlte: Es war zu spüren, wie sehr er für seinen Glauben streiten will und wie ernst es ihm mit dem Vorsatz ist, jeden einzelnen Gläubigen zum Botschafter zu ermutigen. Dieser Vorsatz könnte zum zentralen seiner ersten Bischofsjahre werden, von denen der 50-jährige voraussichtlich so viele vor sich hat: Kohlgraf weiß, dass unabhängig von allen notwendigen Strukturveränderungen im Bistum die Kirche nur am Leben bleibt, wenn sie die Laien zur Übernahme von mehr Verantwortung ermutigt. Ob der neue Bischof darunter auch eine überfällige Aufwertung der Frauen in der katholischen Kirche versteht, hat er noch nicht zu erkennen gegeben. Eindeutiger sind da schon seine Signale zum Ausbau der ökumenischen Zusammenarbeit. Ein Punkt, den die kirchliche Basis des Zwei-Länder-Bistums ebenfalls ganz deutlich artikuliert. Die herzliche Umarmung mit Volker Jung, dem Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, war ein erstes Zeichen. Dass der neue Bischof auch Machtpolitik beherrscht, hat er gleich bei der Berufung seines Generalvikars bewiesen. An Udo Bentz ließ sich in den vergangenen Jahren der Dissens festmachen, der zwischen Kardinal Lehmann und dem Mainzer Domkapitel stetig wuchs. Lehmann hatte Bentz gegen die Mehrheitsmeinung im Kapitel zum Weihbischof ernannt. Das Domkapitel dagegen vereitelte Bentz' Wahl zum Bischof, die Lehmann engagiert betrieben hatte. Dass Kohlgraf nun seinen vermeintlichen Rivalen an dieser so zentralen Stelle einbindet, ist ein ganz starkes Zeichen. Ein Zeichen, dass er ein Brückenbauer ist. Und ein Zeichen, mit dem er sich bereits am Tag seiner Weihe vom Domkapitel emanzipiert. Mit dieser Entscheidung, die auch eine Wertschätzung gegenüber Lehmann ausdrückt, macht sich Kohlgraf zugleich frei dafür, sich in den ersten großen Sachentscheidungen von seinem Vorgänger abzusetzen.
ob evangelisch oder katholisch - die Debatten in unserer weitgehend entchristlichten Gesellschaft längst nicht mehr dominieren. Bei aller demütigen Schüchternheit, die Kohlgraf an seinem großen Tag ausstrahlte: Es war zu spüren, wie sehr er für seinen Glauben streiten will und wie ernst es ihm mit dem Vorsatz ist, jeden einzelnen Gläubigen zum Botschafter zu ermutigen. Dieser Vorsatz könnte zum zentralen seiner ersten Bischofsjahre werden, von denen der 50-jährige voraussichtlich so viele vor sich hat: Kohlgraf weiß, dass unabhängig von allen notwendigen Strukturveränderungen im Bistum die Kirche nur am Leben bleibt, wenn sie die Laien zur Übernahme von mehr Verantwortung ermutigt. Ob der neue Bischof darunter auch eine überfällige Aufwertung der Frauen in der katholischen Kirche versteht, hat er noch nicht zu erkennen gegeben. Eindeutiger sind da schon seine Signale zum Ausbau der ökumenischen Zusammenarbeit. Ein Punkt, den die kirchliche Basis des Zwei-Länder-Bistums ebenfalls ganz deutlich artikuliert. Die herzliche Umarmung mit Volker Jung, dem Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, war ein erstes Zeichen. Dass der neue Bischof auch Machtpolitik beherrscht, hat er gleich bei der Berufung seines Generalvikars bewiesen. An Udo Bentz ließ sich in den vergangenen Jahren der Dissens festmachen, der zwischen Kardinal Lehmann und dem Mainzer Domkapitel stetig wuchs. Lehmann hatte Bentz gegen die Mehrheitsmeinung im Kapitel zum Weihbischof ernannt. Das Domkapitel dagegen vereitelte Bentz' Wahl zum Bischof, die Lehmann engagiert betrieben hatte. Dass Kohlgraf nun seinen vermeintlichen Rivalen an dieser so zentralen Stelle einbindet, ist ein ganz starkes Zeichen. Ein Zeichen, dass er ein Brückenbauer ist. Und ein Zeichen, mit dem er sich bereits am Tag seiner Weihe vom Domkapitel emanzipiert. Mit dieser Entscheidung, die auch eine Wertschätzung gegenüber Lehmann ausdrückt, macht sich Kohlgraf zugleich frei dafür, sich in den ersten großen Sachentscheidungen von seinem Vorgänger abzusetzen.
OTS: Allgemeine Zeitung Mainz newsroom: http://www.presseportal.de/nr/65597 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2
Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Sirka Schmidt Newsmanagerin Telefon: 06131/485980 onlinel@vrm.de

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