30.09.2014 19:37:59

Allg. Zeitung Mainz: Unfeiner Geruch - Kommentar zu Bahrs Wechsel zur Allianz

Mainz (ots) - Alle tun es, vielleicht mit Ausnahme der Linken:Ex-Spitzenpolitiker wechseln in die Wirtschaft. Solange es keine gesetzliche Regelung über eine Karenzzeit nach dem Amt gibt, ist es dem persönlichen Anstands- respektive Fingerspitzengefühl des jeweiligen Wechslers überlassen, wie viel Zeit er bis zum Privatjob vergehen lässt. Zehn Monate waren es bei Daniel Bahr. Wahrlich nicht viel. Dirk Niebel hatte es noch eiliger, zu Rheinmetall zu kommen. Um es profan ausdrücken: Irgendwie ist es komisch, im einen Fall mehr, vor allem, wenn der Wechsel rasch erfolgt, im anderen ein bisschen weniger. Gewiss, es gibt die Berufsfreiheit, und kein Politiker braucht ein Armutsgelübde abzulegen. Der Unmut des einen oder anderen Steuerzahlers kann allerdings nicht als bloße "Neiddebatte" abgetan werden. Denn wahr ist auch: Im Dienste des Steuerbürgers und von jenem alimentiert, wachsen den Politikern ein Großteil der Fertigkeiten und vor allem der Kontakte zu, die später Gold wert sein können. So weit, so unwohl - und gar nicht besser wird es durch die Verlautbarung Bahrs, in der Privaten Krankenversicherung kenne er sich immerhin aus, es wäre ja fast sinnfrei gewesen, wenn er in der Auto-Industrie angeheuert hätte. Umgekehrt wird ein Schuh draus: der Ex-Gesundheitsminister in der Auto-Industrie, das hätte weniger komisch, weniger nach "Reibach machen" ausgesehen. Fazit bis dahin: unfeiner Geruch. Eine rote Linie ist allerdings überschritten, wenn sich herausstellt, dass ein Politiker der Branche, in die er später wechselt, Wohltaten zukommen ließ. Tat er dies bewusst mit Blick auf seine eigene Zukunft, sind wir im kriminellen Bereich. Das muss dann im Einzelnen bewiesen werden. Bei Bahr ist dieser Verdacht bislang nicht geäußert worden.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Florian Giezewski Regionalmanager Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de

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