30.03.2015 21:32:37

Allg. Zeitung Mainz: Wirre Debatte / Kommentar zur ärztlichen Schweigepflicht

Mainz (ots) - Nach Katastrophen gibt es sinnvolle Veränderungsvorschläge und weniger sinnvolle. Zu letzterer Kategorie gehört die Debatte über eine Aufhebung der ärztlichen Schweigepflicht. Zunächst einmal lenkt sie - aber vielleicht ist das ja gerade die Absicht interessierter Kreise - von einem veritablen Skandal ab: Alles deutet darauf hin, dass der Lufthansa-Konzern in eklatanter Weise versagt hat. Da gab es in der Pilotenausbildung des Andreas L. eine mehrmonatige Zwangspause, und eher könnte man darauf wetten, dass die Hölle zufriert, als dass diese Zwangspause nichts mit psychologischen Problemen des Flugschülers zu tun hatte. Falls nun nicht vertuscht wird, dürfte sich herausstellen, dass L. niemals die Verantwortung für Passagiere hätte übernehmen dürfen. Nun also die ärztliche Schweigepflicht abschaffen oder zumindest relativieren? Gewiss doch, da lockt manchen Politiker - wieder einmal allen voran Karl Lauterbach - die "Bild"-Schlagzeile. Aber das kann nicht der Maßstab sein. Bei Lichte besehen darf ein Arzt schon jetzt Alarm schlagen, wenn er Menschenleben bedroht sieht, und das wird er tun, wenn er bei Verstand ist. Insofern ist die Debatte zu einem erheblichen Teil eine Scheindiskussion. Zudem keimt der Verdacht, als würden Sündenböcke gesucht: Wenn etwas schief geht, ist der Arzt schuld, weil er es hätte diagnostizieren und mitteilen müssen? Absurd. Und überhaupt: Wie stünde es mit dem Beichtgeheimnis und dem Schweigerecht des Strafverteidigers? Recht wirr, diese Schweigepflichtaufhebungs-Debatte. Würde man ihr nachgeben, würden sich öfter Ärzte zur Denunzierung gedrängt und Patienten zum Tricksen motiviert sehen, was die Gesamtlage riskanter machen würde.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Florian Giezewski Regionalmanager Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de

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