08.10.2023 21:15:38

Analyse: CSU verliert in Bayern frühere Ausnahmestellung

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die CSU in Bayern verdankt ihren Sieg bei der Landestagswahl nach einer Analyse Strukturvorteilen, ihrer Sachkompetenz und dem Wunsch nach politischer Kontinuität. Die Traditionspartei habe aber ihre Ausnahmestellung hinsichtlich der Regierungsarbeit, ihres Spitzenkandidat oder auch ihres Ansehens verloren, schrieb die Forschungsgruppe Wahlen am Sonntag in ihrer Wahlauswertung. Aus Sicht von 52 Prozent der Befragten gelte das auch für "das Gespür für das, was die Bayern wirklich bewegt". Die AfD und Freien Wähler könnten in Teilen diese Lücke schließen.

Der Analyse zufolge macht den Ampel-Parteien SPD, Grünen und FDP neben ihrem bereits schwachen Standing in Bayern auch heftige Kritik an der Bundesregierung zu schaffen. Darunter leide auch deren Ansehen. Die Grünen erlebten im Vergleich zur Landtagswahl 2018 einen "nie da gewesenen Imageabsturz". Auf der +5/-5-Skala erreichten sie einen relativ schwachen Wert von minus 1,3. Die Partner in der Berliner Ampel, SPD und FDP, kämen sogar auf minus 0,7 und minus 0,8.

Die CSU biete inzwischen Angriffsflächen, schreiben die Wahlforscher. Und: "Zu einem für bayerische Verhältnisse mäßig gutem Parteiimage kommt bei der CSU ein bedingt überzeugender Spitzenkandidat." Allerdings sei Markus Söder als nächster Regierungschef ohne Konkurrenz. "Dass die CSU klar stärkste Partei bleibt, verdankt sie zunächst relativen Vorteilen." Sie liege - trotz nicht gleichem Niveau früherer Jahre - beim Ansehen mit plus 1,6 weiter vor allen anderen Parteien.

Bedanken dürfe sich Söder vor allem bei der älteren Generation. "Bei den ab 60-Jährigen holt die CSU 47 Prozent, bei den unter 30-Jährigen liegen CSU (23 Prozent) und Grüne (20 Prozent) nahe beieinander." Beim Ansehen erreiche Bayerns Ministerpräsident - mit Abstand auch ohne Konkurrenz - auf der +5/-5-Skala einen Wert von plus 1,3.

Auffällig sei bei den unter 30-Jährigen eine in dieser Altersgruppe untypisch starke AfD (18 Prozent). Die Freien Wähler schnitten in allen Altersgruppen ähnlich gut ab, verlören aber mit Zunahme des formalen Bildungsniveaus der Wählerinnen und Wähler an Zustimmung. In kleinen Gemeinden und Städten seien CSU, AfD und Freie Wähler deutlich stärker als in großen, bei den Grünen sei das umgekehrt.

Die AfD konnte nach der Analyse inhaltlich zulegen. In den Bereichen Flüchtlinge und Asyl - neben Energie und Klima das wichtigste Thema in Bayern - nehme der Zuspruch für die AfD in der Parteienkompetenz zu. Allerdings setzten hier die meisten Befragten auf die Politik der CSU - so wie auch bei Wirtschafts-, Zukunfts- und Bildungsthemen. Beim Thema Klimaschutz bleiben demnach die Grünen vorn./skc/DP/zb

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