ANALYSE/Ökonomen uneins über Flexibilität der EZB bei QE

   Von Hans Bentzien

   FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) kann das derzeit laufende Ankaufprogramm (QE) nach Einschätzung von Volkswirten kurzfristig anpassen, wenn Marktreaktionen auf die verschärfte Griechenland-Krise das erforderlich machen sollten. Allerdings gehen die Meinungen in der Frage auseinander, wie viel Flexibilität von der aktuellen Beschlusslage gedeckt ist.

   So meint Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank, dass die EZB - wie schon angekündigt - Wertpapierankäufe aus den Ferienmonaten vorziehen könnte - nur etwas stärker als bisher. Die bisher im Juni getätigten Ankäufe deuten darauf hin, dass die Zentralbanken des Eurosystems in diesem Monat Anleihen für rund 67 Milliarden Euro ankaufen werden - 7 Milliarden mehr als offiziell vorgesehen.

   Darüber hinaus glaubt Schmieding aber auch, dass sich die EZB dabei vorübergehend auf die Anleihen einzelner Peripheriestaaten konzentrieren könnte, deren Zinsen besonders gestiegen stark sind. Das ist auch die Meinung von Oliver Rakau, Volkswirt bei der Deutschen Bank. "Es ist zwar nicht ganz so einfach, aber die EZB könnte durchaus den Schwerpunkt der Ankäufe auf einzelne Länder verlagern", sagte er. Dazu bedürfte es zwar eines Beschlusses, aber eine Sitzung müsse die EZB dafür nicht extra einberufen.

   Anderer Meinung ist Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und jahrelang selbst Mitarbeiter der EZB: "Die EZB kann nicht einfach Ankäufe einzelner Länder vorziehen, das wäre dann ein neues Programm", sagte er.

   Derzeit kaufen die Zentralbanken des Eurosystems öffentliche Anleihen nach ihren Anteil am eingezahlten EZB-Kapital. Auf die Bundesbank entfällt knapp ein Drittel. Allerdings hat Deutschland bei seinen Anleihezinsen keine Hilfe der Bundesbank nötig - sie sind schon jetzt so niedrig, dass sie aus Marktsicht eher ein Problem darstellen.

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   June 29, 2015 11:29 ET (15:29 GMT)

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