19.09.2016 17:02:46
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AUSBLICK/Nutzfahrzeughersteller treiben auf IAA Vernetzung voran
Von Ilka Kopplin
FRANKFURT (Dow Jones)--Digitalisierung, Vernetzung und Elektromobilität werden die spannendsten Themen in diesem Jahr auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) für Nutzfahrzeuge in Hannover sein. In wenigen Tagen startet die Messe, 2.000 Aussteller aus 52 Ländern präsentieren ihre neuen Technologien und Produkte. Manager dürften sich auch über einige Deals unterhalten, die in der Branche zuletzt für Aufsehen gesorgt haben. Die folgenden Themen stehen auf der Messe im Fokus:
1. Vernetzung und Digitalisierung Auch bei den Nutzfahrzeugen beherrschen die Themen Vernetzung und Digitalisierung das Geschäft. Hersteller arbeiten massiv an neuen Systemen, damit Logistikunternehmen und Spediteure künftig effizienter ihre Waren ausliefern können. Miteinander vernetzte Fahrzeuge und Systeme sparen Zeit, Sprit und vermindern Stand- und Beladungszeiten, so die Idee. Auch Leerfahrten oder halb gefüllte Anhänger sollen verringert werden. "Das Ziel ist klar: Die Vernetzung macht den Transport noch effizienter und sicherer", sagte Matthias Wissmann, der Präsident des Lobbyverbands VDA, im Vorfeld der Internationalen Automobil Ausstellung IAA Nutzfahrzeuge auf einer Pressekonferenz.
Verschiedene Fahrassistenzsysteme tragen zudem zur Sicherheit bei. "Mit Echtzeit-Daten werden Lkw künftig vor einem Stauende gewarnt, Notbremsassistenten sind schon heute im Einsatz", sagte Wissmann weiter. "Konnektivität in der Nutzfahrzeugbranche wird kommen. Da gibt es noch viel ungenutztes Potenzial", sagt auch Branchenexperte Roman Mathyssek von der Unternehmensberatung Arthur D. Little. "Spediteure wollen mehr Konnektivität. Beispielsweise um den Fahrer in seiner Fahrweise zu trainieren und um den Verbrauch zu senken", sagt Mathyssek. Auf der IAA werden Hersteller und Zulieferer ihre neuesten Technologien in diesem Bereich präsentieren.
2. Elektromobilität Vom Lastwagen, über den Lieferwagen bis zum Handwerkerbulli: Strengere Emissionsregularien zwingen Nutzfahrzeughersteller und Logistikunternehmen gleichermaßen, künftig vermehrt auf alternative Antriebe anstatt auf den Diesel zu setzen. In vielen Städten stört neben der Luftverschmutzung zudem der Lärm durch Diesel-Lastwagen, sodass es Fahrverbote zu bestimmten Uhrzeiten gibt. Hersteller aller Marken tüfteln deshalb an Nutzfahrzeugen mit alternativen Antrieben. Daimler stellte erst vor kurzem einen schweren Lastwagen und wenig später einen Van mit E-Motor vor, die speziell im urbanen Lieferverkehr zum Einsatz kommen sollen. Auch andere Unternehmen arbeiten an ähnlichen Fahrzeugen.
"Die Elektromobilität ist nicht mehr aufzuhalten. Sie kommt erst beim Pkw, zeitversetzt dann beim Lkw", sagt Branchenexperte Mathyssek. "Im Moment sind alle Hersteller sehr schnell, um möglichst bald Lösungen anzubieten. Aber bis ein Spediteur einen E-Lkw kauft, ist es noch ein weiter Weg", sagt er mit Blick auf lange Ladezeiten und die Zuverlässigkeit, die ein Fahrzeug für einen Spediteur bieten muss. "Im Fernverkehr behält der Diesel weiterhin seine tragende Rolle", sagte deshalb auch VDA-Präsident Wissmann im Vorfeld der IAA. "In der urbanen Logistik geht der Trend allerdings ganz klar zu den alternativen Antrieben. Hybrid- und Elektrofahrzeuge werden immer wichtiger. Das gilt für Transporter und Busse - und bald auch für schwere Lkw im Verteilerverkehr", sagte der Lobbyist weiter.
3. Fusionen und Übernahmen Zuletzt hatten in der Nutzfahrzeugbranche einige Deals für Aufsehen gesorgt. So hatte Volkswagens Nutzfahrzeugsparte angekündigt, einen Anteil am US-Lkw-Hersteller Navistar zu erwerben und eine technologische Partnerschaft mit den Amerikanern einzugehen. Volkswagen verschafft sich damit den Eintritt in den amerikanischen Markt. Investoren und Analysten hatten oft kritisiert, dass VW mit den Nutzfahrzeugmarken nicht auf dem US-Markt vertreten ist.
Der Bieterkampf zwischen den deutschen Zulieferern ZF Friedrichshafen und Knorr-Bremse um den schwedischen Nutzfahrzeugteilelieferanten Haldex ist derweil noch nicht entschieden. Beide Bieter hatten ihre Angebote mehrmals erhöht, ZF hat im Gegensatz zu Knorr-Bremse jedoch bereits alle kartellrechtlichen Freigaben für die Übernahme erhalten. Das Haldex-Management favorisiert denn auch den Friedrichshafener Stiftungskonzern. Knorr-Bremse hatte den Haldex-Aktionären jedoch ein höheres Angebot gemacht. Auf der IAA in Hannover wird der Deal auf den Pressekonferenzen und abseits der offiziellen Termine wohl weiter Thema sein.
4. Globale Nutzfahrzeugmärkte Auf den weltweiten Lkw- und Busmärkten zeigt sich ein unterschiedliches Bild. Insbesondere in Westeuropa werden derzeit viele Nutzfahrzeuge abgesetzt. In den ersten sieben Monaten des Jahres wurden 12 Prozent mehr schwere Lastwagen verkauft als im Vorjahr, sagte VDA-Präsident Wissmann. In den Verkaufszahlen spiegele sich die wirtschaftliche Erholung vieler Länder Europas wider. "Wir verzeichneten in Westeuropa den höchsten Absatz von schweren Nutzfahrzeugen seit dem Jahr 2008. Dennoch sind wir weit vom Vorkrisenniveau entfernt", sagte Wissmann. Für das Gesamtjahr geht der Branchenverband für Westeuropa von einem Plus von 8 Prozent auf 280.000 Fahrzeuge aus.
Der US-Lkw-Markt lege dagegen "eine Verschnaufpause" ein. In China verzeichne der Markt nach zwei schwachen Jahren wieder ein deutliches Wachstum. "Russland und Brasilien bleiben weiterhin Sorgenkinder", mahnte Wissmann jedoch im Vorfeld der Messe. Beide Märkte seien auf einem sehr niedrigen Niveau, eine Besserung sei nicht in Sicht. Weltweit werde der Markt für schwere Lastwagen in diesem Jahr jedoch wachsen. Interessant wird deshalb sein, wie einzelne Hersteller auf die verschiedenen Märkte in den nächsten Monaten blicken.
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September 19, 2016 10:32 ET (14:32 GMT)
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