04.03.2013 15:30:32

AUSBLICK/RWE steigert Ergebnis dank lukrativer Kohlekraftwerke

   Von Hendrik Varnholt

   Deutschlands zweitgrößter Energiekonzern RWE dürfte im Jahr 2012 trotz Belastungen durch die Energiewende mehr verdient haben als im Vorjahr. Vor allem das Geschäft mit Kohlekraftwerken erwies sich nach Einschätzung von Analysten als lukrativ. RWE profitierte dabei von niedrigen Rohstoffpreisen und dem nicht funktionierenden Markt für CO2-Zertifikate. Der Energiekonzern legt die Zahlen für 2012 am Dienstag vor.

   Die Analysten rechnen vor allem beim Nettoergebnis mit einem kräftigen Anstieg um knapp ein Drittel. Im Jahr 2011 hatten allerdings Sonderaufwendungen wegen des Atomausstiegs das Ergebnis belastet. Das nachhaltige Nettoergebnis für 2012, bei dem Sondereffekte herausgerechnet werden und nach dem sich auch die Dividende bemisst, sehen die Analysten deshalb etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Beim Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen erwarten die Beobachter eine leichte Verbesserung. Der Versorger will seinen Aktionären wie im Vorjahr eine Dividende von 2 Euro je Aktie vorschlagen.

   Wenngleich sich RWE im vergangenen Jahr vergleichsweise gut entwickelt haben dürfte, steht der Konzern vor Herausforderungen: Das Unternehmen, das stärker als andere Versorger auf Kohlekraftwerke setzt, muss etwa mit steigenden Preisen für CO2-Zertifikate rechnen: Die EU plant, die bislang praktisch im Überfluss vorhandenen Verschmutzungsrechte zu verknappen.

   Die Folgen des Energiewandels könnten sich deshalb künftig stärker als bislang in den Ergebnissen des Konzerns abzeichnen. Der von der Bundesregierung forcierte Ausbau der Erneuerbaren Energien nämlich lässt die Großhandelspreise für Strom sinken. Bei Wind und Sonnenschein besteht schon heute ein Überangebot an Strom. Konventionelle Kraftwerke sind deshalb immer seltener am Netz. Gaskraftwerke etwa lassen sich aus dem Grund nicht mehr mit Gewinn betreiben, wie jüngst etwa der Vorstandschef des Energieversorgers EnBW, Frank Mastiaux, sagte.

   Analysten warten deshalb mit Spannung auf den Ausblick von RWE. Bislang gehen die Experten für das angefangene Jahr im Durchschnitt von einem EBITDA in Höhe von 8,84 Milliarden Euro aus. Die Analysten hoffen zudem auf Nachrichten über die Verhandlungen zwischen RWE und dem russischen Gasmonopolisten Gazprom. Angesichts langfristiger Lieferverträge zahlt der Versorger derzeit mehr als er seinen Kunden berechnen kann. RWE hat angekündigt, in der ersten Hälfte dieses Jahres zu einer Einigung über einen neuen Liefervertrag kommen zu wollen.

   Wegen des schwierigen Branchenumfelds führt RWE Desinvestitionen und Sparmaßnahmen durch. Auch den Fortgang dieser Vorhaben haben die Beobachter im Blick. Der Energiekonzern hat angekündigt, Beteiligungen im Wert von 7 Milliarden Euro abgeben zu wollen. Das Verkaufsprogramm verlief bislang aber schleppend. Erst rund ein Viertel des angestrebten Volumens ist erreicht. Durch den Verkauf von Konzernteilen sollen weltweit 8.000 Arbeitsplätze bei dem Versorger wegfallen. Rund 2.400 Stellenstreichungen könnten hinzukommen, wenn RWE konzernweit Abteilungen zusammenlegt, die die Unternehmenssparten bislang getrennt unterhalten. Seine Investitionen stellt der Konzern auf den Prüfstand.

   Auch die Wettbewerber E.ON und EnBW leiden unter der Energiewende. Der größte deutsche Energiekonzern E.ON rechnet für das angefangene Jahr mit einem Rückgang seines operativen Gewinns. Der Konzern prüft die Schließung konventioneller Kraftwerke. Er will zudem die Investitionen reduzieren und weltweit rund 11.000 Stellen abbauen. EnBW erwartet für 2013 ebenfalls ein Minus beim operativen Ergebnis.

   Nachfolgend die von Dow Jones Newswires zusammengestellten Schätzungen von Analysten zum Gesamtjahr 2012 der RWE AG:

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Umsatz Betriebs- Erg Erg nSt Erg/ GJ 2012 (1) EBITDA ergebnis nSt nachhaltig Akt

MITTELWERT 52.440 8.745 5.996 2.391 2.464 3,91 Vorjahr 51.686 8.460 5.814 1.806 2.479 3,35 +/- in % +1,5 +3,4 +3,1 +32 -0,6 +17

MEDIAN 51.944 8.823 6.001 2.440 2.524 4,03 Maximum 57.907 9.106 6.085 2.834 2.553 4,16 Minimum 48.679 7.979 5.872 1.877 1.877 3,05 Anzahl 9 10 10 8 12 11 === - alle Angaben in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis je Aktie in Euro

   - Bilanzierung nach IFRS

   Quelle Vorjahreszahlen: Angaben des Unternehmens - wie berichtet.

   (1) Inklusive Erdgas- und Stromsteuer.

   Kontakt zum Autor: hendrik.varnholt@dowjones.com

   DJG/hev/mgo

   (END) Dow Jones Newswires

   March 04, 2013 09:00 ET (14:00 GMT)

   Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.- - 09 00 AM EST 03-04-13

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