19.12.2013 17:34:58
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Badische Zeitung: Bernanke bremst behutsam / US-Notenbank fährt Konjunkturspritzen zurück, will aber Unruhe vermeiden - Kommentar von Rolf Obertreis
Freiburg (ots) - Der erste Schritt ist gemacht; die US-Notenbank
Fed pumpt von Januar an weniger Dollar in die Märkte.
Zentralbankchef Ben Bernanke geht aber behutsam vor, um die Erholung
der US-Wirtschaft nicht zu gefährden. Er stützt sie weiter massiv
mit extrem billigem Geld - und eine Zinserhöhung ist nicht in Sicht.
Nun ist allen am Finanzmarkt klar: Bernanke und seine ab Februar
amtierende Nachfolgerin Janet Yellen werden ihre Geldpolitik nach und
nach weniger großzügig gestalten. Dennoch bleibt die Fed vorerst
spendabel. Den Ankauf von Staatsanleihen und Immobilienpapieren fährt
sich um die homöopathische Dosis von zehn Milliarden auf 75
Milliarden Dollar pro Monat herunter. Das bleibt viel Geld. Und von
den bisher gekauften Anleihen stößt die Fed keine einzige ab. Banken
und Finanzmärkte in den USA werden weiter reichlich mit Geld
gespeist. Eine Erhöhung des US-Leitzinses, der seit 2008 zwischen
null und 0,25 Prozent steht, ist lange nicht in Sicht. Hauptgrund: In
den Augen der Notenbanker ist die Arbeitslosenquote trotz des
Rückgangs auf 7,0 Prozent im November noch zu hoch. Selbst wenn die
Arbeitslosenrate auf den Zielwert der Fed von 6,5 Prozent fallen
sollte, wird der Leitzins nicht zwangsläufig erhöht. Das lassen
Bernanke und Yellen bereits durchblicken. Was bedeutet die
Entscheidung der Fed für die Europäische Zentralbank (EZB)? Wenig.
Für die Notenbanker im Frankfurter Eurotower gibt es keinen Anlass,
an der Zinsschraube zu drehen. Die Lage in den Eurokrisenländern
bleibt kritisch, die Kreditvergabe der dortigen Banken an die
Unternehmen stottert. Auch deshalb wird die Inflationsrate in der
Eurozone 2014 und 2015 voraussichtlich deutlich unter der kritischen
Marke von zwei Prozent liegen. Das erwartet nicht nur die EZB,
sondern auch die überwiegende Mehrheit der Volkswirte. Die
Preisstabilität ist gewährleistet. Damit ist die zentrale Aufgabe der
EZB aktuell erfüllt. Das lässt ihr Raum für niedrige Zinsen. Im
Eurotower wird man 2014 sehr wahrscheinlich den Leitzins nicht
erhöhen. EZB-Chef Mario Draghi und seine Kollegen werden eher darüber
nachdenken, mehr zu tun, um die Kreditvergabe in den Krisenstaaten
anzuregen. In Frage kommt eine Großkredit zu sehr günstigen
Konditionen für Banken verbunden mit der Auflage, das billige Geld
als Darlehen an kleine- und mittelgroße Betriebe weiterzureichen.
Auch der Ankauf von Wertpapieren ist möglich, um zusätzliches Geld
bereitzustellen. Wobei Draghi und der EZB-Rat die Regierungen in
Euroland unablässig auffordern werden, dass sie mit der Sanierung der
Staatsfinanzen und mit Reformen vorankommen müssen. Mit dem vielen
Geld verschafft die Notenbank der Politik nur Zeit. Sollte sie nicht
genutzt werden und sollte sich abzeichnen, dass die Preise wieder
stärker steigen, wird die EZB auf die Bremse treten müssen. Ganz
unabhängig davon, wie die Fed jenseits des großen Teiches agiert.
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Pressekontakt: Badische Zeitung Anselm Bußhoff Telefon: 07 61 - 4 96-0 redaktion@badische-zeitung.de

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