04.07.2013 14:01:30

Bank of England setzt Kurs unter neuem Kapitän fort

   Von Andreas Plecko

   Die Bank of England (BoE) setzt unter ihrem neuen Chef Mark Carney ihren geldpolitischen Kurs fort, beschreitet aber neue Wege bei der Kommunikation. Der neunköpfige Rat beschloss, sowohl den Leitzins, als auch das milliardenschwere Kaufprogramm für Staatsanleihen unverändert zu lassen. Das Zielvolumen des Kaufprogramms der Bank of England (BoE) liegt damit weiter bei 375 Milliarden Britischen Pfund. Der erste Ausländer auf dem Chefsessel an der Threadneedle Street setzte einen bemerkenswerten Akzent, indem er mit einer langjährigen Tradition brach und eine Erklärung abgab, obwohl die Geldpolitik nicht geändert wurde.

   Carney, der mit allerhand Vorschusslorbeeren nach London kam, weil er als Gouverneur der Zentralbank von Kanada das Land gut durch die Finanzkrise gebracht hatte, verwies in seiner Erklärung auf den steilen Anstieg der Kapitalmarktzinsen, der weltweit seit Mai stattgefunden habe, während die Vermögenspreise sehr schwankungsanfällig gewesen seien.

   In Großbritannien gebe es weitere Anzeichen dafür, dass die wirtschaftliche Erholung fortschreite, wenngleich die Dynamik im historischen Vergleich schwach sei, erläuterte der Kanadier. Die schwache Kapazitätsauslastung dürfte für einige Zeit anhalten. Die Inflation, die im Mai auf 2,7 Prozent gestiegen war, könnte kurzfristig weiter klettern, sollte aber mit der Zeit wieder auf den Zielwert von 2,0 Prozent zurückgehen, wenn der Preisdruck für Importgüter nachlasse.

   Mit Blick auf die Zukunft hieß es im Begleittext zur Zinsentscheidung, dass der Schatzkanzler in einem Brief an den BoE-Rat um ein Urteil für eine nach vorne gerichtete Lageeinschätzung ("Forward Guidance") gebeten habe. Diese Analyse soll zusammen mit dem Inflationsbericht für August vorgelegt werden. Bei der Ratssitzung im August werde diese Analyse eine wichtige Rolle spielen, kündigte die BoE an.

   Das britische Pfund reagierte mit einer starken Abwertung auf die Erklärungen. Gegenüber dem Euro fiel das Pfund auf ein Dreimonatstief. Händler verwiesen auf insbesondere die Aussage, wonach die gestiegenen Kapitalmarktzinsen den Konjunkturausblick belasteten.

   Jedoch hatten in jüngster Zeit Konjunkturindikatoren darauf gedeutet, dass Großbritannien die Rezession hinter sich gelassen hat. Außerdem beginnen sich Nebenwirkungen der lockeren Geldpolitik zu zeigen. Nahezu alle Immobilienpreisindizes deuten darauf hin, dass im Großraum London und im Südwesten des Landes ein Immobilienboom stattfindet. Die Hypothenkreditvergabe wächst so stark wie zuletzt vor dreieinhalb Jahren. Für das dritte Quartal rechnet die BoE mit einem weiteren deutlichen Anstieg.

   Zuletzt hatten die britische Dienstleister mit einem überraschend starken Wachstum aufgewartet. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für den wichtigsten Sektor der britischen Wirtschaft stieg auf 56,9 Punkte von 54,9 im Vormonat, wie der Datendienstleister Markit berichtete. Er signalisiert damit das höchste Wachstumstempo seit mehr als zwei Jahren. Für das zweite Quartal zeichnet sich damit ein solides Wachstum der Gesamtwirtschaft ab.

   Kontakt zum Autor: andreas.plecko@dowjones.com

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   July 04, 2013 07:30 ET (11:30 GMT)

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