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26.02.2013 20:21:33

BASF-Prognose steht noch auf unsicherem Grund

   Von Heide Oberhauser-Aslan

   Wann kommt das Chemiegeschäft bei BASF wieder in Schwung? Die Frage ist derzeit schwer zu beantworten, weil der Konzern nicht eigene Versäumnisse zu beklagen hat, sondern unter der zuletzt schwachen Konjunktur gelitten hat. In Europa, dem traditionell größten Markt des Konzerns bleiben die Aussichten trübe, zu unsicher ist die Lage im Süden.

   BASF hat das 2012 zu spüren bekommen, der operative Gewinn im Chemiegeschäft in Europa ist um knapp ein Viertel auf 2,47 Milliarden Euro eingebrochen. Dass BASF den Betriebsgewinn in der Region dennoch um deutliche 19 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro steigern konnte, war dem florierenden Öl- und Gasgeschäft und dem guten Geschäft mit Pflanzenschutzmitteln zu verdanken. Jetzt sollte sich die Lage im Chemiegeschäft aufhellen, wenn auch zunächst in anderen Regionen.

   Lichtblicke gibt es etwa auf dem Wachstumsmarkt China. Der Chemiekonzern weist zwar keine detaillierten Zahlen für sein Geschäft in der Volksrepublik aus, doch in der Region Asien-Pazifik, die überwiegend aus China besteht, fiel das operative Ergebnis zuletzt um ein Fünftel auf 905 Millionen Euro. Das ist etwa ein Zehntel des Gesamtgewinns.

   BASF steigerte den Umsatz dort leicht auf knapp 14 Milliarden Euro - verglichen mit 78,7 Milliarden im Konzern. Wie wichtig die Region für BASF ist, verdeutlichen Zukunftspläne. Bis zum Jahr 2020 soll der Umsatz in Asien-Pazifik auf 29 Milliarden Euro mehr als verdoppelt werden. Doch dazu muss die Konjunktur in Asien wieder an Fahrt gewinnen. Erste Signale dafür gibt es, sowohl aus China, als auch aus Sicht des Konzerns.

   Der Januar ist ganz vernünftig verlaufen", sagte BASF-Chef Bock bei Vorstellung der Bilanz. Ob diese Entwicklung nachhaltig ist, ließ der Manager allerdings offen. Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling", warnte er vor übertriebenen Hoffnungen. Eine konkrete Konzernprognose für 2013 wollte er nicht geben, stellte aber erneut mehr Umsatz und Betriebsgewinn in Aussicht.

   Verbessern will sich der Chemiekonzern in allen operativen Segmenten, also auch in den Chemiegeschäften. Hier ging es in drei von vier Sparten im vergangenen Jahr prozentual zweistellig nach unten. Insgesamt konnte BASF sein Ergebnis allerdings steigern. Das Öl- und Gasgeschäft machte die Delle in der Chemie mehr als wett.

   Im Unterschied zu anderen Unternehmen hat BASF intern keine große Baustelle, ist also gesund. Allerdings sind große Teile des Chemiegeschäfts immer noch stark zyklisch, hängen also von der Konjunkturenwicklung ab. Mit Zukäufen von Geschäften die näher am Endkunden liegen wie etwa Cognis oder Ciba hat BASF in den zurückliegenden Jahren versucht diese Abhängigkeit vom Konjunkturzyklus zu verringern. Zudem investiert BASF stark in weniger zyklische Wachstumsbereiche wie Wasseraufbereitung oder Pflanzenbiotechnologie.

   Jetzt setzt BASF vor allem auf China, wo sich das Wirtschaftswachstum wieder zu berappeln scheint. Längst sieht es für den Konzern nicht mehr so düster aus wie vor einem halben Jahr, als das China-Geschäft einbrach. Die Konjunkturindikatoren weisen daraufhin, dass die Wirtschaft dort seit Dezember wieder schneller wächst, sagte Analyst Oliver Schwarz von Warburg Research.

   Auch BASF selbst rechnet wieder mit stärkerem Wachstum in China. Impulse verspricht man sich vor allem aus dem Bausektor, aber auch die Branchen Automobile, Elektronik und Konsumgüter dürften helfen. Das China-Wachstum hat sich 2012 abgeschwächt, wir gehen aber davon aus, dass das vorübergehend ist und wir 2013 ein Wachstum in der Größenordnung von 8 Prozent sehen werden", sagte BASF-Chef Bock.

   Das Wachstum der Chemiebranche in China habe in den zurückliegenden Jahren immer über dem allgemeinen Wirtschaftswachstum gelegen. Ob das auch in diesem Jahr so sein werde sei noch nicht sicher, meinte er. "Wir kommen gerade erst aus dem Chinese New Year heraus und es ist noch nicht klar, wie schnell die Chinesen wieder bestellen werden", erklärte Bock zurückhaltend.

   Schwung bringen sollte auch der Regierungswechsel in Peking, glaubt Analyst Schwarz. Nun komme es entscheidend darauf an, ob sich die verbesserte China-Nachfrage als nachhaltig erweist. Sollte dies der Fall sein, werde es um die Chemieindustrie in diesem Jahr wieder deutlich besser bestellt sein als im vergangenen, erwartet Schwarz.

   Doch China ist nach wie vor stark vom Export abhängig. Wenn die USA und Europa schwächeln, wo wichtige Kunden sitzen, trifft das auch die Konjunktur in China. Und gerade hier lauern Gefahren.

   Für Europa geben Experten noch keine Entwarnung - die südeuropäischen Märkte bleiben absehbar schwach. Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Nachfrage, sondern auch auf die Preise. Denn südeuropäische Chemiehersteller werden den Nachfragerückgang in der Heimat kompensieren, indem sie verstärkt auf andere Märkte Europas drängen. Das drückt auf die Preise auf dem ganzen Kontinent.

   Zumindest für das erste Halbjahr 2013 könne man für Europa noch keine Entwarnung geben, sagt Analyst Schwarz. BASF schätzt das Wachstum in der EU 2013 auf 0,3 Prozent. Der Wahlausgang in Italien deutet nicht eben auf Krisenentspannung hin.

   Etwas günstiger stellt sich die Situation für BASF in den USA dar, wo der Chemiegigant in den Genuss der stark gesunkenen Energiepreise kommt. Die massive Förderung von Schiefergas macht's möglich. Große Produktionsanlagen für die Basischemie - sogenannte Cracker - hat BASF schon auf Gas umgerüstet.

   Ein Risiko für die US-Konjunktur bleibt die Politik. Sehr bald wird die gesetzliche Obergrenze für die Staatsverschuldung erreicht. Schon in Kürze muss der US-Kongress die Grenze erhöhen, sonst droht eine Haushaltsblockade und in der Folge ein massiver Dämpfer für die Wirtschaft.

   Für die Weltwirtschaft erwartet BASF im Gesamtjahr ein Wachstum von 2,4 Prozent, nach 2,2 Prozent im Vorjahr. Allmählich, so erwartet man in Ludwigshafen, dürfte die konjunkturelle Unsicherheit schwinden, Verbraucher und Investoren wieder Vertrauen fassen.

   BASF setzt aber auch auf die eigenen Kräfte. Einsparungen aus dem Programm STEP sollen die Kostenbasis bei BASF ab Ende 2015 jährlich um rund 1 Milliarde Euro drücken. Das Öl- und Gasgeschäft und die Pflanzenschutzaktivitäten sollten 2013 ebenfalls das Wachstum ankurbeln.

   Auch strategisch ist der Konzern dabei, sich noch profitabler aufzustellen. Die Ernährungs- und Gesundheitssparte wurde zuletzt mit dem Zukauf des hochprofitablen norwegischen Herstellers von Omega-3-Fettsäuren, Pronova, mit einem Unternehmenswert von 684 Millionen Euro gestärkt.

   Neu ausgerichtet hat BASF auch ihre Energietochter Wintershall, für die künftig die Förderung von Öl- und Gas Vorrang haben soll. Im November hatte die angekündigte Trennung vom margenschwachen Gashandel und der Gasspeicherung für Aufregung gesorgt, doch BASF soll dafür von seinem russischen Partner Gazprom Anteile an westsibirischen Gasfeldern bekommen. Mit dem Tausch verschafft sich BASF Zugang zu werthaltigen Erdgaslagerstätten, wo deutlich höhere Margen als im Erdgashandel winken.

   In Norwegen hat sich BASF ebenfalls Zugriff auf lukrative Erdgasvorkommen gesichert. Der Staatskonzern Statoil beteiligt den deutschen Konzern an drei bereits produzierenden Öl- und Gasfeldern in der Nordsee.

   Die Chancen stehen also gut, dass BASF trotz aller konjunkturellen Unsicherheiten ihre Jahresziele erreichen kann.

   Kontakt zum Autor: heide.oberhauser.@dowjones.com

   DJG/hoa/rio

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   February 26, 2013 13:50 ET (18:50 GMT)

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