Höhenflug? 23.07.2017 03:44:35

Baumot-Aktie: Lohnt sich der Einstieg?

Die Baumot-Aktie hat in den letzten Monaten eine Traum-Rally aufs Parkett gelegt. Der Kurs des ehemaligen Pennystocks mit einem Wert von 0,50 Euro schoss um über 300 Prozent in die Höhe auf 2,80 Euro. Die Baumot Group wird als großer Gewinner im Abgas-Skandal gehandelt, denn das Unternehmen hat eine Technologie entwickelt, die zur Nachrüstung von Diesel-Fahrzeugen eingesetzt werden und den Schadstoffausstoß auf die Euro 6 Norm regulieren kann. Die Technologie mit dem Namen BNOx soll 1.500 Euro kosten und Fahrzeugen ab der Stufe Euro 3 modernisieren können.

Beifall von ADAC und Bundestag beflügelt Baumot-Papier

Zusätzlichen Schwung erhielt die Aufwärtsbewegung der Baumot-Aktie, nachdem der ADAC die Wirksamkeit von BNOx in einem Test bestätigte. Am 30. Juni schlug zudem der Bundestagsausschuss die Baumot-Technologie ausdrücklich vor. Ab diesem Zeitpunkt gab es für das Papier kein Halten mehr. Von damals 0,75 Euro ging es auf fast 3 Euro nach oben. Baumot selbst untermauerte die positiven Nachrichten mit eigenen Aussagen zum Geschäftsverlauf im mittleren Osten. So habe man "im ersten Halbjahr 2017 bereits Umsätze in Höhe von 6 Millionen Euro mit neuen OEM-Kunden im Mittleren Osten erwirtschaftet", berichtete die Gesellschaft am Dienstag. Dieser Verlauf sei dynamischer als erwartet, hieß es, daher erwarte man ab dem vierten Quartal "zusätzliche Geschäftsimpulse für eine zunehmend positive Umsatzentwicklung." Auch die Marketing-Abteilung bei Baumot ließ sich nicht lange bitten und attestierte dem Unternehmen auf dem eigenen Internetauftritt ein Umsatzpotenzial von rund 3 Milliarden Euro. Zusammen genommen scheint die Reihe positiver Nachrichten rund um Baumot eine goldene Zukunft für die Gesellschaft zu zeichnen - die Anleger scheinen davon größtenteils überzeugt. Doch die Baumot-Euphorie könnte bei näherem Hinsehen auf tönernen Füßen stehen.

Warum das Kursfeuerwerk bei Baumot mit Vorsicht zu sehen ist

Drei Milliarden Euro Umsatzpotenzial - ein beachtlicher Ausblick. Und auf der Grundlage der jüngeren Vergangenheit von Baumot auch sehr ambitioniert. Das Unternehmen war bislang auf finanzieller Seite nicht gerade auf Rosen gebettet. 2015 erwirtschaftete Baumot erst rund 27 Millionen Euro im gesamten Jahr - von Milliardenumsätzen weit entfernt. Zudem wies Baumot im gleichen Jahr einen operativen Verlust von immerhin vier Millionen Euro aus und das bei einer äußerst dünnen Eigenkapitaldecke von 10 Millionen Euro und einer Eigenkapitalquote von nur 30 Prozent, wie aus dem letzten Halbjahresbericht hervorging. Vorläufige Zahlen aus dem Jahr 2016 sehen vor dem Hintergrund des selbstattestierten Umsatzpotenzials von drei Milliarden Euro ebenfalls noch blass aus. Zwar soll ein Umsatz von 38 Millionen Euro erreicht worden sein, doch ist dieses Wachstum nahezu ausschließlich der Konsolidierung der im vergangenen Herbst übernommenen Kontec GmbH geschuldet. Beim operativen Ergebnis schreibt Baumot weiterhin rote Zahlen: Ein Minus von 3,3 Millionen Euro. Dies dürfte die ohnehin schon magere Eigenkapitaldecke inzwischen weiter ausgedünnt haben. Aus Richtung der Tochtergesellschaft Kontec GmbH kamen seit der Übernahme auch keine guten Nachrichten: Am 16.01. stellte sie einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Alles keine gute Basis für einen solchen Höhenflug, wie ihn die Baumot-Aktie in den letzten Tagen vollführt hat.

Kann BNOx Baumot allein aus den roten Zahlen führen?

Es bleibt die Frage, ob Baumot mit der Entwicklung der BNOx-Technologie den "heiligen Gral" gefunden haben könnte, der der Pechsträhne des Unternehmens ein Ende setzt und es in die schwarzen Zahlen führt. Dies bleibt jedoch fraglich. Denn auch wenn ADAC und Bundestagsausschuss das System öffentlich befürworteten, ist noch nicht klar, ob die Autohersteller ausschließlich auf das Abgassystem von Baumot bei der Nachrüstung der Diesel-Fahrzeuge bauen werden. Die Hardware-Lösung von Baumot ist zudem vergleichsweise teurer als es beispielsweise ein Software-Update der Motorsteuerung sein könnte. Zudem ist es nicht ganz unwahrscheinlich, dass die Autobauer ohnehin lieber auf eigene Produktlösungen bauen wollen. Die jüngsten Zahlen der Baumot Group lassen das Unternehmen darüber hinaus auch nicht wirklich kapitalstark dastehen.
Der vielleicht wichtigste Punkt ist jedoch: Das Baumot-System scheint zur Stunde noch nicht vollkommen einsatzbereit. Bei den bisherigen Tests soll etwa ein möglicher Ammoniak-Austritt noch nicht vollständig auszuschließen gewesen sein. Bis zur endgültigen Serienreife könnte daher noch einige Zeit vergehen.

Anleger werden allmählich nervös

Auch an der Börse haben sich erste Zweifel an der vermeintlichen Baumot-Erfolgsstory breitgemacht. Anfang der Woche rauschte der Kurs der Baumot-Aktie um fast 30 Prozent ab.

Ob Baumot tatsächlich - wie propagiert - einer goldenen Zukunft entgegengeht, dürfte eng mit dem Erfolg oder Misserfolg des BNOx-Systems verknüpft sein. Noch ist der Siegeszug der Technologie jedoch nicht eingeleitet. Baumot selbst steht in Sachen Kapital auf wackligen Beinen auf dem Börsenparkett und hat überdies eine insolvente Tochter im Schlepptau, für deren Sanierung eigentlich das Geld fehlt. Auch eine Großoffensive für den erfolgreichen Launch eines neuen Produktes dürfte aus finanziellen Gründen wahrscheinlich vorerst ausfallen. Eingedenk all dessen ist es recht wahrscheinlich, dass es sich bei der Baumot-Aktie weniger um eine sichere Bank als vielmehr um ein Zockerpapier handelt, das außerdem bereits heiß gelaufen sein könnte. Anleger sollten daher erhöhte Vorsicht walten lassen.

Redaktion finanzen.at

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