18.08.2013 20:38:58
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BERLINER MORGENPOST: Wir brauchen mehr Zuwanderung Dorothea Siems über den demografischen Wandel und den Engpass bei Arbeitskräften
Berlin (ots) - Innerhalb der schwarz-gelben Koalition hat die CSU
bislang beim Thema Zuwanderung stets gebremst. Jetzt aber räumt
selbst CSU-Chef Horst Seehofer ein, dass Deutschland angesichts des
Fachkräftemangels dringend kluge Köpfe aus dem Ausland benötigt. Denn
nicht nur bei der Deutschen Bahn fehlt Personal. Viele Unternehmen,
selbst in Bayern, können etliche freie Stellen nicht mehr besetzen.
Und dies ist nur der Anfang. In den kommenden Jahren gehen die
geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand. Dann werden personelle
Engpässe nicht mehr bloß in einigen Branchen und Regionen, sondern
flächendeckend auftreten. Angesichts der Dimension des Problems
reicht es keineswegs, junge Leute aus den europäischen Krisenländern
für Deutschland zu begeistern. Derzeit kommen zwar junge Spanier und
Griechen. Auch viele Osteuropäer locken die Chancen der florierenden
Wirtschaft. Doch in allen diesen Herkunftsländern sieht die
demografische Lage nicht wesentlich anders aus als in Deutschland.
Ganz Europa altert. Länder wie Italien oder Polen ergrauen nur ein
paar Jahre später, weil der Absturz der Geburtenraten dort
zeitversetzt erfolgte. Wenn sich die südeuropäischen Staaten
wirtschaftlich wieder erholt haben, dürften viele Menschen, die in
den vergangenen Jahren zu uns gekommen sind, dorthin zurückkehren.
Zuwanderung wird deshalb nur dann dauerhaft den Fachkräftemangel
lindern, wenn sie verstärkt aus fernen Regionen erfolgt. Die
Bevölkerung von Asien, Afrika und Lateinamerika wächst auch in den
kommenden Dekaden noch kräftig. Doch bislang tut Deutschland wenig,
um in diesen Teilen der Welt qualifizierte Arbeitskräfte anzuwerben.
Während die Kanadier und Australier in bevölkerungsreichen Ländern
wie Indien, Bangladesch oder China systematisch Werbung für ihr Land
machen, glaubt man hierzulande, es genüge, die gesetzlichen
Regelungen für Zuwanderer zu lockern, und schon rennen uns alle die
Türen ein. Tatsächlich jedoch ist vor allem die deutsche Sprache eine
gewaltige Hürde. Englischsprachige Länder sind hier im Vorteil.
Überdies hängt Deutschland noch immer der Ruf an, Ausländer nicht
willkommen zu heißen. Dies zu ändern erfordert einen langen Atem. Zur
Wahrheit gehört aber auch, dass eine große Zahl an Zuwanderern der
Gesellschaft einiges abverlangt. Je fremder die Kulturen sind, aus
denen die Migranten kommen, desto mehr Integrationshilfen sind nötig,
damit das Zusammenleben reibungslos verläuft. Und je besser die
Zuwanderung mit Blick auf den Arbeitsmarkt gesteuert wird, desto
größer ist die Chance, dass die hiesige Bevölkerung die Migranten als
Bereicherung wahrnimmt. Was dagegen passiert, wenn die Politik meint,
Integration sei ein Selbstläufer, lehren die Fehler der
Vergangenheit. Gerade in Berlin hapert es oft noch in der dritten
Generation mit der Eingliederung in den Arbeitsmarkt. Eine
Erfolgsgeschichte ist Zuwanderung nur, wenn das Prinzip "Fordern und
Fördern" konsequent umgesetzt wird.
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