17.05.2013 20:02:30
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Börse Frankfurt/-
17. Mai 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die zunehmende Risikofreude der Anleger macht auch vor dem Anleihemarkt keinen Halt. "In Staatsanleihen ist so gut wie nichts mehr zu holen und das bisschen, das Investoren hier noch für ihr Geld bekommen, steht in keinem Verhältnis zum Risiko. Aktien und Mittelstandsanleihen erfreuen sich daher zunehmender Beliebtheit", beobachtet Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft.
Arthur Brunner von ICF Kursmakler bestätigt: "Die negativen Realzinsen haben zu einem Anlagenotstand geführt. Nachdem der Dax in den zurückliegenden Tagen neue Rekordhöhen erklommen hat, wagen sich auch Anleiheinvestoren wieder stärker aus der Deckung. Auf der Suche nach etwas mehr Rendite wandern vor allem Schuldtitel solider Mittelständler in die Depots", fasst der Market Maker zusammen.
Eine hohe Nachfrage verzeichnet Brunner etwa bei Papieren des LKW-Zulieferers SAF-Holland (WKN A1HA97). Auch eine klein gestückelte Anleihe von Gea Group (WKN A1KQ1M) mit drei Jahren Restlaufzeit sei bei Investoren sehr beliebt. Laut Daniel stehen zudem die Schuldtitel der Baumarktkette Hornbach (WKN A1R02E) auf den Einkaufslisten, genauso wie die Papiere von Scheinwerferhersteller Hella (A1R0V9). Arne Hellwig von der Hellwig Wertpapierhandelsbank spricht von guter Nachfrage bei Nachranganleihen der Deutschen Bank (WKN A0DTY3). "Die Preise zogen vom Wochenbeginn an spürbar von 83,65 auf in der Spitze bei 85,50 Prozent an."
Griechen-Hochstufung beflügelt Staatspapiere
Daniel
Aber auch an den Anleihemärkten der Euro-Peripherie, die im Verlauf der Schuldenkrise zum "Risikobarometer" avanciert waren, ist die Zuversicht weiter gestiegen. "Bestes Beispiel ist Griechenland, dessen Schuldpapiere nach einer Bonitätshochstufung des Landes in dieser Woche angezogen haben", weiß Daniel und verweist beispielhaft auf eine bis 2023 laufende Anleihe (WKN A1G1UA). "Dieses Papier war vor einem Jahr noch so gut wie tot und notierte bei um die 20 Prozent. Mittlerweile liegt der Kurs wieder bei 67 Prozent, nach 59 vor einer Woche." Aktuell nutzten viele Anleger die gestiegenen Notierungen der Griechenland-Papiere allerdings zum Ausstieg. "Da hat sich für einige das Warten dann offenbar doch noch irgendwie geloht", kommentiert der Händler. Die Ratingagentur Fitch hatte die Kreditwürdigkeit Griechenlands am Dienstagabend um eine Stufe von bisher "CCC" auf "B-" angehoben. Laut Fitch hat das Land Fortschritte beim Abbau der Defizite im Staatshaushalt und in der Leistungsbilanz gemacht.
Von positiven Stimmungstreibern spricht Brunner mit Blick auf die jüngsten Neuemissionen Spaniens und Italiens. "Spanien hat in dieser Woche erfolgreich eine zehnjährige Anleihe platziert, Italien sogar eine mit dreißig Jahren Laufzeit - was ja vor nicht allzu langer Zeit noch unbezahlbar für das Land gewesen wäre. Die Nachfrage war in beiden Fällen sehr gut und die Bücher deutlich überzeichnet."
"Safe-Haven"-Status in Gefahr?
Wie Hellwig berichtet, sind deutsche Staatsanleihen trotz Niedrigstverzinsung bei Anlegern aber noch nicht in Ungnade gefallen: "Bundesanleihen bleiben weiterhin gefragt, besonders lange Fälligkeiten. Auch der Bund-Future hat im Wochenvergleich zugelegt", erklärt der Händler. Nach knapp über 145 Prozent am vergangenen Freitag notiert das deutsche Rentenbarometer aktuell bei 145,55 Punkten.
Nach Einschätzung der HSH Nordbank könnte sich das Bild am deutschen Anleihemarkt aber schon bald ändern. "Bundesanleihen verlieren allmählich wieder ihren übertriebenen Status als sicherer Hafen. Wir rechnen in den kommenden Tagen mit einem anhaltenden Aufwärtstrend der zehnjährigen Bund-Renditen in Richtung 1,50 Prozent", prognostizieren die Analysten Cyrus de la Rubia und Stefan Gäde. Aktuell rentieren die deutschen Benchmark-Papiere mit 1,30 Prozent.
Alpine-Titel verlieren stark an Wert
Von den Corporate-Bonds stehen am heutigen Freitag die Titel der Alpine Holding stark unter Druck. "Ein bis 2015 laufendes Papier (WKN A1AYFX) hat seit gestern von 84 Prozent auf unter 50 nachgeben", beobachtet Daniel. Grund dafür sind offenbar Finanzierungsprobleme bei dem österreichischen Bauunternehmen. "Medienberichten zufolge hat Alpine einen hohen zusätzlichen Finanzierungsbedarf, der nicht durch den spanischen Mutterkonzern gedeckt werden kann", weiß Hellwig. Dass Banken der spanischen Mutter FCC aber neue Kredite zur erneuten Rettung der maroden Tochter bewilligen, gilt unter Beobachtern als äußerst fraglich.
Luftloch bei Air Berlin
Im Sturzflug abwärts ging es in dieser Woche auch für Anleihen von Air Berlin. "Die Zahlen des Billigfliegers waren mal wieder genauso rot wie die Kostüme der Stewardessen", kommentiert Daniel. Eine im kommenden Jahr fällige Anleihe (WKN AB100C) des Unternehmens sackte im Verlauf der Woche von 107 Prozent auf 95,50 ab und hat sich mittlerweile bei knapp über 100 stabilisiert.
Die Kapitalerhöhung der Commerzbank bewegte laut Hellwig auch die Anleger der Nachranganleihen der Bank. "Die 2019 fällige Anleihe (WKN CB83CE) kam von dem in der Vorwoche markierten Allzeithoch bei 110,50 Prozent um gut 2 Prozent zurück und notiert derzeit bei 108,70."
Am Donnerstag legten Bonds des britischen Reiseveranstalters Thomas Cook (WKN A1AWFR zu, nachdem das Unternehmen einen 1,6 Milliarden Pfund schweren neuen Refinanzierungsplan vorgelegt hat, wie Hellwig weiß. "Teil des Planes ist unter anderem die Ausgabe eines neuen siebenjährigen Bonds. Möglicherweise erwarten die Anleger auch die Vorlage eines Rückkaufangebotes für die existierende Anleihe und haben sich vorsorglich mit Titeln eingedeckt", vermutet der Händler.
© 17. Mai 2013 / Karoline Kopp
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